Nach Beratungen mit mehreren FreundInnen habe ich mich entschieden, einen Blog zu eröffnen, in dem aktuelle Fragen zum Buddhismus aufgegriffen werden sollen. Dabei ist es nicht geplant, fertige Konzepte zu präsentieren, sondern Diskussionen im Netz in Gang zu bringen. Ich erhoffe dabei Untersuchungen und Diskussionen frei von Hierarchien, Dogmen und unnötigen Kämpfen der verschiedenen Übertragungs-Linien, die wir nun im Westen auf engem Raum haben. Und: Kreativität ist das Ermöglichen von Wechselwirkungen
Wie sicher bekannt ist, haben z. B. der Dalai Lama und Nishijima Roshi mit Nachdruck angeregt, solche Diskussionen zu führen: Wenn die tradierten Lehren im Widerspruch zu validen Forschungsergebnissen stünden, müssten die Lehren entsprechend erweitert oder geändert werden.
Ich lade alle ein, an diesen Diskussionen teilzunehmen. Dabei möchte ich darum bitten, emotionale Aggressivität, Erniedrigungen, Beschimpfungen, Häme und dergleichen zu vermeiden; der Verhaltenskodex von Wikipedia soll daher auch für uns gelten.
Folgende Probleme bewegen mich z. B. besonders:
Gibt es Übereinstimmung von Gautama Buddhas Lehre des anatman und seine Ablehnung des damaligen atman-Konzeptes der Upanishaden mit der neueren Psychologie, Gehirn-Forschung und Soziologie/System-Theorie?
Warum hat für ihn die anatman-Lehre eine so überragende Bedeutung zur Überwindung des Leidens im radikalen Bruch mit den Upanishaden ?
Gibt es Erkenntnisse in der Gehirnforschung, die den radikalen Unterschied von Konzepten/Vorstellungen einerseits und der nicht-dualen Wirklichkeit andererseits belegen? Denn die Vorstellung einer Handlung ist nicht identisch mit dem Handeln selbst.
Kann man in der Gehirnforschung zwischen dem subjektiven Gefühl der liebevollen Zuwendung und dem wirklichen Handeln in liebevoller Zuwendung unterscheiden?
Ist die Theorie der Leere und des Selbst im vietnamesischen Buddhismus wissenschaftlich (z.B. Psychologie und Sozialforschung) begründbar oder sollte sie vielleicht erweitert werden?
Es gibt die neue Übersetzung und Interpretation von Nagarjunas großem Werk "Mittlerer Weg" von Warner und Nishijima. Bestehen Unterschiede zur tradierten tibetischen und indologischen Auffassung dieses Werkes?
Sind die Aussagen über den Geist im tibetischen Buddhismus mit dem Zen z. b. von Dogen kongruent?
Gibt es Unterschiede bei der Lehre der Buddha-Natur des Zen von Dogen und dem tibetischen Buddhismus?
Wie weit ist die momenthafte Erkenntnis bei der Vipassana-Meditation mit der Sein-Zeit im Zen identisch?
Wie schützt man sich vor Missbrauch durch verantwortungslose Gurus und Meister?
Welche Gefahren gibt es beim Streben nach Erleuchtung und Erwachen in der heutigen Zeit?
Welche Probleme entstehen für den Buddhismus bei ideologischen Verhärtungen der einzelnen Traditionen Theravada, Mahayana, Tantra, tibetischer Buddhismus und Zen?
Wie können wir den inner-buddhistischen Dialog im deutschsprachigen Raum aktivieren und fruchtbar machen?
Wie können wir den inter-religiösen Dialog voranbringen, ohne z. B. nur einer einfachen Gleichheit das Wort zu reden oder in Glaubenskämpfe zu geraten?
Usw., sicher gibt es noch viele anderen spannende Bereiche !
Wer einen Beitrag in den neuen Blog Buddhismus und Forschung einstellen möchte, sendet mir am einfachsten den Text per eMail:
seggelkej@t-online.de
Kommentare können dann direkt in den Blog geschrieben werden.
Mit freundliche Grüßen
Yudo J. Seggelke