(Yudo Seggelke mit Elisabeth Steinbrückner)
In meinem Bücherregal stehen acht zum
Teil umfangreiche Übersetzungen und Ausarbeitungen des berühmten Werkes von
Meister Nâgârjuna zur Leerheit und zum Mittleren Weg. Wenn ich die weiteren
Werke hinzuzähle, in denen die Arbeit Nâgârjunas und des Mittleren Weges
(abgekürzt MMK) behandelt wird, sind es sicher zwölf bis fünfzehn
Darstellungen, Interpretationen und Übersetzungen aus dem Sanskrit oder
Chinesisch dieses bedeutenden Werkes.
Vermutlich wurde es von Meister
Nâgârjuna im 2. Jahrhundert, also mindestens vor 1.800 Jahren erarbeitet und
gilt seitdem als zentrales und fundamentales buddhistisches Werk nach Gautama
Buddha. Dies ist in der Fachwelt auch völlig unbestritten. Denn zweifellos ist
das MMK wesentliche Grundlage für den ostasiatischen Chan- und Zen -Buddhismus
und wir wissen zum Beispiel, dass Meister Dôgen, der wohl größte und
bedeutendste Zen-Meister, den indischen Meister Nâgârjuna außerordentlich
verehrte und auf dessen Arbeiten aufbaute. Besonders deutlich ist der Einfluss
Nâgârjunas auf den tibetischen Buddhismus, es gibt mehrere namhafte
Übersetzungen ins Tibetische, die in die dortige buddhistische Tradition
eingegangen sind. Auch der Dalai Lama zitiert immer wieder aus dem MMK
Nâgârjunas, denn die gesamte buddhistische Philosophie der Leerheit (shûnyatâ)
geht wesentlich auf das MMK zurück.
In der Fachwelt ist weiterhin völlig
unbestritten, dass es sich beim MMK zwar um ein äußerst wichtiges aber auch
ungewöhnlich schwieriges Werk handelt. Dies mag damit zusammenhängen, dass es
in Versform geschrieben ist, sodass die jeweiligen Aussagen sehr kompakt und
oft ohne verbindende Verben formuliert sind. Weiterhin umgibt die Leerheit und das Verständnis dieses für
den Westen so schwierigen Begriffes das MMK fast mit dem Nimbus des
Unverständlichen und Mystischen. Lange Zeit wurde im Westen die Leerheit mit
dem Nichts verwechselt, sodass sich
jede rationale Überlegung daran totlaufen muss. Es gibt eine Fülle von
teilweise wirklich abenteuerlichen Versuchen, die Leerheit zu erklären. Was
sagt nun Nagarjuna zur Leerheit? Und wo sonst finden wir zuverlässige
Antworten? Die Leerheit mit dem Nichts
und dem Nihihilismus gleichzusetzen
ist blanker Unsinn.
Mein Lehrer Nishijima Roshi hat,
nachdem er das fulminante Werk Meister Dôgens aus dem 13. Jahrhundert ins
moderne Japanisch, Englisch und Deutsch übersetzt hatte, mit über 60 Jahren
Sanskrit gelernt, weil er von diesem Werk so fasziniert war, dass er es in der
Originalsprache verstehen und interpretieren wollte. Wie er mir mehrfach
erklärte, hat er erhebliche Übereinstimmungen mit Dôgens großem Werk "Shôbôgenzô, die Schatzkammer des
wahren Dharma Auges", festgestellt und wollte herausfinden, ob und in
welchen Einzelheiten dieser Ansatz einer vertieften Analyse standhält.
Er hat sich dann über zwanzig Jahre mit
der Übersetzung und Interpretation intensiv beschäftigt und bis zum Ende seiner
Arbeitsfähigkeit daran gearbeitet und seine Fassungen immer wieder verfeinert.
Zusammen mit seinem Schüler, dem bekannten buddhistischen Lehrer Brad Warner, hat er ein umfassendes Werk
zu Nâgârjuna herausgegeben und ist dabei ganz neue Wege des Verständnisses und
der Auslegung gegangen. Auf der Grundlage seiner tiefen praktischen und
theoretischen Erfahrungen im Zen-Buddhismus und, wie er selbst sagt, durchaus
mit diesem Raster des tiefen Verstehens
im Buddhismus ist er in ganz neue Bereiche der Bedeutung des MMK vorgestoßen.
Wie zu erwarten hat dies in der Fachwelt ein heftiges Echo gefunden, das von begeisterter
Zustimmung bis zu empörter Ablehnung reicht.
Nishijima Roshi bemerkt in der
Einleitung zu seinem Buch, dass es ihn immer wieder überrascht hat, wie weit
die Übersetzungen und Interpretationen Nâgârjunas Werkes auseinander gehen, wie
unterschiedlich und zum Teil sogar gegensätzlich das Verständnis der
verschiedenen Autoren ist. Da gibt es eine Gruppe von Wissenschaftlern und
Kommentatoren, die im Wesentlichen in der Linie des tibetischen Buddhismus
stehen. Dort gibt es eine gewisse Einheitlichkeit, wenn auch die
Primärübersetzungen zum Teil deutlich von dem Sanskrittext abweichen. Eine
andere Gruppe wird von Indologen gebildet, die hervorragende Kenntnisse des
Sanskrit haben und zum Teil die buddhistische Geschichte mit ihren
verschiedenen Lehr- und Übertragungslinien bis hin zu einzelnen sektenartigen
Abspaltungen kennen.
Es gibt auch einige Versuche diesen
alten Text nicht nur zu verstehen, sondern auch im Sinne der heutigen Zeit
seine Relevanz herauszuarbeiten und angemessene Dimensionen der Interpretation
zu finden. Zum Beispiel hat der bekannte Buddhist Stephen Batchelor eine englische Fassung auf der Grundlage des
tibetischen Textes und der von seinem eigenen Lehrer übermittelten Bedeutung
erstellt, die ins Deutsche übersetzt wurde und überwiegend aus Fragen besteht.
Die Aussagen Nâgârjunas werden also in
Fragen umgesetzt, wobei zu bemerken ist, dass Nâgârjuna selbst in seinen Texten
häufig Fragen verwendet, die dort allerdings meistens recht eindeutig negativ
zu beantworten sind, also einer negativen Beweisführung dienen. Steven Batchelor hat dann in einer
erweiterten Fassung einen größeren Bereich der Interpretationen in einer
zweiten Auflage hinzugefügt, mit dem expliziten Ziel eine Verbindung zum
modernen Buddhismus herzustellen.
Im Jahre 2000 habe ich Nishijima Roshi
in Hannover getroffen, wo er zum buddhistischen Jahreskongress einen
Hauptvortrag über Meister Dôgen und Shôbôgenzô hielt. Nach einem längeren
Gespräch habe ich mich entschlossen, mich seiner Arbeit zum MMK anzuschließen
und eine entsprechende Fassung im deutschen Sprachraum zu erstellen. Mit den
jetzigen laufenden Arbeiten baue ich auf seine Ergebnisse und führe sie fort.
Warum schien mir das so außerordentlich
wichtig? In dem Gespräch überzeugte mich Nishijima Roshi, dass es eine
erhebliche Lücke einer verständlichen und
gleichzeitig verlässliche und „moderne“ Fassung gäbe. Trotz der
vorliegenden ausgezeichneten Fassungen, würde sie fehlen, obgleich das
Interesse am MMK sprunghaft wachsen würde. Er sei bei der Übersetzung von den
bisherigen Interpretationslinien abgewichen oder habe sich davon unabhängig
gemacht und ganz auf die Lexika des Sanskrit verlassen. Er glaube, dass vor
allem durch die fundierten Erfahrungen und Kenntnisse des Zen -Buddhismus sich
neue Möglichkeiten für das tiefere Verständnis des MMK eröffneten, die bisher
übersehen worden waren, die aber eine hohe Bedeutung für den wahren Buddhismus
besäßen. Er formulierte dies sogar fast zugespritzt:
„Die Meister
Nâgârjuna und Dôgen haben einen ganz hervorragenden Stand des Buddhismus
erreicht, dies ist der wahre Buddhismus. Der Buddhismus hat in beiden Werken
eine Einheit und Eindeutigkeit erlangt, die heute Grundlage der weiteren
Entwicklung auch im Westen sein muss.
Hier setzen natürlich genau seine
Kritiker an: Er habe das Raster des Zen-Buddhismus von Meister Dôgen dem Werk
Nâgârjunas "übergestülpt" und dieser sei nicht mehr authentisch. Eine
solche Kritik machte man nicht zuletzt an unterschiedlichen
Primär-Übersetzungen des Sanskrit-Textes fest und in der Tat handelt es
sich dabei häufiger nicht um eine inhaltlich getreue Übersetzung, sondern
bereits um eine am Text orientierte Interpretation.
Aus dem Gesagten wird deutlich, dass
beim MMK noch erhebliche Forschungs-Arbeit zu leisten ist, bis eine gefestigte
und breiter anerkannte Fassung in einer westlichen Sprache vorliegt. Dies umso
mehr, weil namhafte Buddhisten wie Nishijima Roshi und der Dalai Lama immer
wieder erklären, dass der Buddhismus nicht im Widerspruch zur gefestigten
westlichen Forschung sein könne, sondern im Gegenteil die Forschungs-Ergebnisse
der entsprechenden Disziplinen einzubeziehen habe.
Dadurch können gesicherte
Forschungsergebnisse, die in der früheren Zeit des Buddhismus zum Beispiel bei
Nâgârjuna noch nicht vorlagen, verwendet werden, um unklare Bereiche abzuklären
und heute gut beantwortbare Fragen und deren Ergebnisse einzufügen. Dies gilt
natürlich insbesondere für die Naturwissenschaft wie die Physik und Biologie,
aber natürlich auch für Psychologie, soziale Systemforschung, Gehirnforschung
und nicht zuletzt für die tiefen Erkenntnisse der westlichen Philosophien.
Aus meiner Sicht ist die philosophische
Bearbeitung der Hermeneutik als der
Wissenschaft und Philosophie des Verstehens von ganz hervorragender Bedeutung,
um alte sehr schwierige Texte zu erschließen und in die jetzige Zeit
einzubringen. Als ich mehrere Wochen bei Nishijima Roshi mit ihm zusammen in
seinem kleinen Appartement in Tokyo lebte und unter seiner Anleitung Buddhismus
studierte, fiel mir ein kleiner Band über die Hermeneutik in deutscher Sprache
in die Hände, in dem Nishijima Roshi gelesen hatte und durch seine Markierungen
deutlich wurde, was ihm wichtig erschien. Er konnte recht gut deutsche
Literatur lesen und hatte einen untrüglichen Sinn dafür, was bedeutsam und
wichtig sei und was nicht.
Dieses Buch heißt "Hans Georg Gadamer im Gespräch" und
enthält die wichtigsten Eckpunkte der von ihm erarbeiteten praktischen
Philosophie der Hermeneutik. Dieser Spur bin ich dann weiter gefolgt und bin
heute fest überzeugt, dass seine Arbeiten gerade für die Erschließung und
Interpretation des MMK von zentraler Bedeutung sind. Warum ist das so?
Gadamer hat die Hermeneutik weit über
das früher Bekannte einer Wissenschaft des Verstehens hinausgeführt und gibt
die drei folgenden Bereiche an:
Verstehen
Auslegen/Interpretieren
Sich selbst
verstehen
Mit diesen Anstrichen ist in der Tat
das Arbeitsprogramm zum MMK von Meister Nâgârjuna ganz treffend
charakterisiert: Es geht zunächst darum, den Text wirklich so gut es irgend
geht zu verstehen. Dazu muss der historische Zusammenhang, die damalige
Diskussionslage, die geführten Kontroversen und der Bezugsrahmen zumindest im
Wesentlichen aufgearbeitet werden. Dass dazu eine fundierte und verlässliche
Beherrschung des Sanskrit notwendig ist, liegt auf der Hand, ist aber natürlich
praktisch nicht so leicht zu realisieren.
Dies gilt insbesondere in meinem Fall,
da ich mich zwar in das Sanskrit in einem gewissen Umfang eingearbeitet habe,
aber nicht für mich in Anspruch nehmen kann, dass ich diese alte und doch recht
komplexe Sprache mit ihrer differenzierten Grammatik und der Vielfalt der
Bedeutungen beherrsche. Als Beispiel möchte ich nur anführen, dass es im
Sanskrit acht Fälle der Deklination gibt, während wir bekanntlich nur vier
haben und im alten Latein sechs vorhanden waren, der Ablativ und der Vokativ
zusätzlich zu unseren Fällen. Sanskrit ist nach überwiegend vorherrschender
Meinung der Ursprache aller
indogermanischen Sprachfamilien besonders nahe und weist eine besonders
hohe Komplexität und demnach auch Leistungsfähigkeit der Ausdrucksformen vor.
Es bedarf sicher eines jahrelangen Spezialstudiums, um diese Sprache so zu
erlernen und zu beherrschen, dass man die hochkomplexen Aussagen Nâgârjunas des
MMK in Versform wirklich verstehen kann.
Nachdem mir klar geworden war, dass ich
aus eigener Fähigkeit des Sanskrit dem Anspruch des Verstehens beim MMK kaum entsprechen konnte, war ich auf der Suche
nach der Zusammenarbeit, mit jemanden, der genau diese Fähigkeit, die Kenntnisse
und dieses Können in Sanskrit einbringen würde. Ich betrachte es als einen
großen Glücksfall, dass mir dies in Berlin gelungen ist und ich seit einiger
Zeit mit der Indologin Elisabeth
Steinbrückner zusammenarbeiten kann. Diese Arbeit hat sich inzwischen für
uns beide als ungewöhnlich fruchtbar und kreativ erwiesen und wir hoffen, dass
wir dadurch den schwierigen Texten Nâgârjunas so nahe kommen, dass wir davon
sprechen können, wir „verstehen“ was er
geschrieben hat.
Eng verbunden mit dem Verstehen sind
die Aufgaben des Auslegens und Interpretierens. Dabei kommt Elisabeth Steinbrückner ihre fundierte
Arbeit der Indologie, der Interpretation alter buddhistischer Fragmente und
erhebliche Kenntnisse des tibetischen Buddhismus zugute. Ich selbst habe mich in
einem Zeitraum von fast zwanzig Jahren recht gründlich in den Zen-Buddhismus
eingearbeitet und dabei von der fundierten Erfahrung und dem großen Wissen
Nishijima Roshis gelernt. Weiterhin kommt mir die langjährige Zusammenarbeit an
der Übersetzung des Shôbôgenzô ins Deutsche mit der Zen-Meisterin Gabriele
Ritsunen Linnebach zugute, die zu recht als eine der besten Kennerinnen Dôgens
gilt.
Zu meiner eigenen Überraschung sind
jedoch auch weitere Erfahrungen aus meinem Berufsleben in die Arbeit zum MMK
eingeflossen: ich habe mehrere Jahrzehnte im Umweltschutz der
Öko-Systemforschung und Informations-Wissenschaft gearbeitet. Der Ansatz der Wechselwirkung und Vernetzung, der durch
die Ökosystemforschung heute fast selbstverständlich ist, erwies sich als ein wesentlicher
Ansatz um die Bedeutung des Sanskritbegriffes pratitya samutpada zu verstehen. Dieser Ansatz hat zentrale
Bedeutung im MMK und bildet gleichzeitig die Brücke zum Begriff der Leerheit. Denn pratitya samutpada bedeutet nach unserer festen Überzeugung das
Entstehen in Wechselwirkung, das heißt in intensiver Interaktion und im
lebenden Netzwerk.
Pratitya samutpada wurde in der
Geschichte bisher meist nur als Entstehen
in Abhängigkeit interpretiert, hatte also uni-direktionale Wirkung und nicht eine Interaktion mit
rück-gekoppelter Wechselwirkung, die für die moderne Systemforschung lebender Systeme fundamental und zum
Beispiel typisch für die Funktionsweise unseres Gehirns ist. Auf diesen Punkt
hatte bereits die amerikanische Zen-Meisterin Joana Macy vor etwa zwei Jahrzehnten grundsätzlich hingewiesen.
Ihre Arbeiten erzeugte jedoch bislang leider nur eine begrenzte Resonanz.
Auch der Dalai Lama weist seit einiger
Zeit auf die Ähnlichkeit der Wechselwirkung in der modernen Festkörperphysik
mit dem Buddhismus, dem bedingten Entstehen und der Leerheit, hin. Er hat zum
Beispiel auf dem großen tibetischen Kongress in Hamburg 2014 einem Fragenden zum
Problem, wie man die Leerheit verstehen solle, geraten, sich mit der Festkörperphysik
zu beschäftigen. Er verwies auf einen Amerikaner, der dies studieren würde,
nicht zuletzt um der buddhistischen Bedeutung der Leerheit gerecht zu werden.
Der Gehirnforscher und Buddhist Francisco Varela hat vor etwa zwei
Jahrzehnten auf die enge Verbindung des Buddhismus mit lebenden biologischen
Systemen hingewiesen und vor allem herausgearbeitet, dass lebende Systeme sich
selbst fortsetzen, in dem sie sich selbst selbstähnlich
regenerieren, das heißt also ihre Elemente in lebendiger Wechselwirkung
selbst erzeugen und damit die Fortsetzung des Lebens ermöglichen. Er hat dafür
den Begriff Autopoiese verwendet und
damit die Fähigkeit aus sich eine selbstähnliche
Fortsetzung des Lebens in enger Wechselwirkung mit der Umgebung und anderen
gekoppelten Systemen zu ermöglichen.
Dieser Ansatz ist auch die wesentliche
Grundlage des gemeinsam mit Humberto
Maturana verfassten Werk "Baum
der Erkenntnis". Beachtlich ist sicher, dass Varela eine ganz enge
Kooperation mit dem Dalai Lama zum Buddhismus pflegte und als hervorragender
Gehirnforscher wesentliche Beiträge zum Verständnis von Buddhismus und
Gehirnfunktionen beigetragen hat. Es verwundert sicher nicht, dass der Dalai
Lama diese Arbeiten besonders unterstützt hat und durch seine Autorität
wesentlich dazu beigetragen hat, dass dieser Ansatz breite Aufmerksamkeit
erfahren konnte.
Da mir durch die
Informationswissenschaft einige Erfahrungen und Kenntnisse zu Prozessen der
Informations-Verarbeitung auch im Gehirn, also im neuronalen Netz, zugänglich
sind, möchte ich diesen sich rasant neu entwickelnden Forschungsbereich mit
seinen maßgeblichen Ergebnissen einbringen. Ich werde dafür vor allem die
Arbeiten Manfred Spitzers verwenden,
der aus meiner Sicht eine umfassende Kenntnis der weltweiten Entwicklung im
Bereich der Gehirnsforschung besitzt, gut verstehbar ist und vor allem die
Verbindung zu psychologischen Themen und Problemen, z. B. der Empathie von Carl R. Rogers herstellen kann.
Manche Interpreten der Arbeiten
Nâgârjunas verstehen ihn nur als hochintelligenten abstrakten Philosophen, wie
ich meine total ungerechtfertigt. Sie lösen ihn von der praktischen Philosophie
der Freiheit und Überwindung des Leidens ab und verlieren dadurch die zentrale
Aufgabe des Buddhismus. Buddhas zentrales Anliegen war sicher nicht, eine komplexe Philosophie und ein neues Theoriegebäude zu errichten, sondern den
Menschen zu helfen, ihr Leben besser zu
gestalten, Unklarheiten zu beseitigen und nicht zuletzt aus unnötigen Teufelskreisen des Leidens
herauszukommen.
Seine praktische, fast kann man sagen therapeutische
Lehre, ist in den Vier Edlen Wahrheiten und dem Achtfachen Pfad zur Überwindung
des Leidens in genialer Weise zusammengefasst. Weitere Bereiche seiner Lehre
sind sicher die Fünf Hemmnisse auf dem Weg der Befreiung.
Sein Verständnis der Welt und des
Lebens sind nach unserer festen Überzeugung durch "Das gemeinsame Entstehen in Wechselwirkung, pratitya samutpada" äußerst präzise gekennzeichnet.
Über den weiteren Verlauf der Arbeiten
am MMK werden wir noch berichten.