Donnerstag, 29. Oktober 2020

Die Sieben Weisheiten der wahren Mitte

(Aus dem zukünftigen Buch)

Nâgârjunas Mittlerer Weg (MMK) wird zu Recht als eines der wichtigsten Dokumente des Buddhismus hoch geschätzt. Er hatte nachweisbar großen Einfluss auf die buddhistischen Entwicklungen in China, Japan, Korea und Tibet. Auch im Westen ist ein deutlich ansteigendes Interesse zu beobachten. Aber wegen seiner philosophischen Komplexität ist dieses Werk nicht einfach zu verstehen und zu entschlüsseln. Die hoch entwickelte indische Philosophie seiner Zeit mag für uns im Westen zu dem nicht ohne weiteres zugänglich.

Was ist die zentrale Botschaft des MMK? Antwort: Die wahre Mitte des Menschen sowie der Dinge und Phänomene ist ein dynamisches lebendiges Ganzes und ist keine doktrinäre Schein-Substanz (in Sanskrit âtman und svabhâva). Dabei geht es besonders um gekoppelte Funktionen der lebenden Netze. Wer an die doktrinäre Schein-Substanz glaubt, hat nach Buddha und Nagarjuna keine gute Chance auf Befreiung und Erleuchtung. Der Mensch sowie die Dinge und Phänomene sind leer von einer solchen Schein-Substanz. Eine andere Bezeichnung dafür ist scheinbare Eigen-Substanz. Damit ist auch gesagt, was der Begriff der Leerheit im MMK bedeutet: Es geht um die Leerheit von solchen doktrinären Schein-Substanzen im Inneren des Menschen und in der Welt. Letztlich geht es um die Leerheit von einem doktrinären und illusionären Schein-Ich, das in einen unheilsamen Ablauf verstrickt ist.

Nagarjunas Aussagen widersprechen zum Teil den üblichen individualistisch überzogenen Weltanschauungen unserer Zeit. Warum? Der Glaube an die eigene großartige oder aber jämmerliche eigene Ich-Substanz als den wahren Wesenskern ist immer noch in unserer westlichen Kultur tief verankert und weit verbreitet. Er äußert sich beispielsweise in rücksichtslosem Egoismus oder dem Gegenteil eines jammernden Klage-Ich.

Das Lehrgedicht Nagarjunas erlangt dadurch heute große Aktualität und macht es besonders wertvoll zur Überwindung eines aus den Fugen geratenen Individualismus. Es hat also einen großen Informations-Mehrwert gerade für den heutigen westlichen Zeitgeist.

Die wichtigsten Erkenntnisse der 27 Kapitel des MMK und deren Interpretationen sollen im Folgenden in Sieben Weisheiten zusammengefasst werden. Wir haben dabei versucht, möglichst verständlich zu formulieren, ohne die fundamentalen Erkenntnisse Nagarjunas zu verändern oder gar auszudünnen.

 Die erste Weisheit:

Gemeinsames lebendiges Entstehen in Wechselwirkung kontra lebensfeindliche doktrinäre Schein-Substanzen.

Alle Buddhisten waren und sind sich einig, dass das dogmatische vorbuddhistische Selbst des Menschen, der âtman, abzulehnen ist. Er galt nach der alten indischen Lehre als unveränderlich, unzerstörbar und ewig. Aber dieser âtman pervertierte häufig zu einem übergroßen Ego und war Kernstück des Dogmas der Ungerechtigkeit des Kasten-Systems. Dadurch gab es viel Leiden und Schmerzen in Buddhas Zeit.

Laut dieser Weltanschauung und Philosophie des Brahmanismus vor Buddha war die Welt außerdem aus festen Bausteinen (Dharmas) aufgebaut. Diese Dharmas waren grundsätzlich unteilbar, unveränderlich, ewig und voneinander unabhängig.

Später entwickelte sich leider auch im Buddhismus der feste Glaube, dass diese Entitäten oder Substanzen, die „Bausteine der Welt“, Dharmas, unveränderlich, ewig und voneinander isoliert existieren würden. Dies gilt insbesondere in der Linie der sogenannten Sarvastivadins. Diese Doktrin des Substantialismus verfälscht jedoch nach Nâgârjuna grundsätzlich die authentische Lehre Buddhas, denn sie ist mit Buddhas Grundsatz der dynamischen Veränderung sowie des Entstehens und Vergehens in Wechselwirkung nicht vereinbar. Ich folge ihm bei dieser Einschätzung ausdrücklich. Mit der Doktrin derartiger statischen Schein-Substanzen ist bei genauer Analyse die Überwindung des Leidens und die Befreiung und Erleuchtung unmöglich. Neue wichtige Fähigkeiten, Potenziale und Funktionen des Menschen zu seiner Befreiung und Emanzipation können dann nicht entstehen und verwirklicht werden. Daher stellt Nagarjuna das gemeinsame Entstehen in Wechselwirkung (pratitya samutpada) an den Anfang seines tiefgründigen Lehrgedichts, des MMK der Mitte.

Auch mit der doktrinären Fehlentwicklung des Momentanismus seiner Zeit können prozesshafte Veränderungen beim Menschen nicht sachgerecht erfasst werden. Dann ist der vernetzte Fluss von Körper, Geist und Psyche nicht realisierbar. Die Anhänger dieser Lehre, die Sautrantikas, behaupteten nämlich, dass die Welt aus zeitlich getrennten, sehr kleinen isolierten Bausteinen bestehen würde, die wie Atome auftauchen und verschwinden. Auch das ist eine doktrinäre Sackgasse und verfälscht den authentischen Buddhismus.

Nâgârjuna analysiert und destruiert mit großer Präzision dieses falsche Grundprinzip der Statik, der unveränderlichen Eigen-Substanz und der Isolation in beiden Linien. Denn es handelt sich um Schein-Substanzen und Schein-Natur. Er macht bereits in der Präambel des MMK deutlich, dass die Dharmas der Welt und der Menschen durch das gemeinsame vernetzte Entstehen in Wechselwirkung (pratitya samutpada) gekennzeichnet sind. Die gesamte Welt mit den zusammen wirkenden Öko-Systemen lässt sich nicht auf eine Ansammlung isolierter Schein-Substanzen reduzieren. Auch die Menschen sind mit einer Doktrin von statischen Schein-Substanzen überhaupt nicht zu verstehen.

Der Mensch ist mehr als ein Haufen fiktiver ausgedachter Bausteine von angeblichen Eigen-Substanzen. Die Dinge und Phänomene der Wirklichkeit sind gerade nicht statisch, substanzhaft und fixiert, sondern veränderlich, dynamisch und wechselwirkend vernetzt. Das ist die klar erkennbare Realität und so werden die Dharmas erfahren. Die doktrinär erzeugten Hemmnisse und Blockaden des Menschen kommen dann zur Ruhe, und unsere Befreiung aus Fixierungen beginnt zu wirken. Damit kommt der Prozess der Befreiung und Erleuchtung in Gang.

Buddha und Nagarjuna sind aus meiner Sicht die ersten Denker der Menschheit, die systemisch und wechselwirkend analysiert und gedacht haben. Im Westen sind die entsprechenden wissenschaftlichen Erkenntnisse erst in den letzten siebzig Jahren verlässlich erarbeitet worden. Vielleicht hätte mit diesem Wissen die rücksichtslose Ausbeutung unserer Öko-Systeme früher gestoppt werden können! Auch die aktuelle Gehirnforschung basiert auf dem Prinzip der Vernetzung, Rückkopplung und dynamischen Veränderung.

 Die zweite Weisheit:

Das richtige Verständnis von Leerheit bedeutet, dass die doktrinäre Schein-Substanz ein fundamentaler Irrtum ist.

Nâgârjuna gilt zu Recht als der wichtigste buddhistische Meister und Philosoph der Leerheit, die zentrale Bedeutung für die weiteren Entwicklungen des Mahâyâna-Buddhismus in China, Japan, Korea und Tibet erlangte. Leider gibt es viele Fehl-Interpretationen der Leerheit oder, wie es oft auch heißt, der Leere. Zum Teil sind das erstaunlich unklare und vage Vorstellungen. Häufig wurde Leerheit mit dem Nichts und Nihilismus verwechselt oder verschwommen vermischt. Daher sind das genaue Verständnis und die richtige Bedeutung des Begriffs der buddhistischen Leerheit bei Nagarjuna kaum zu überschätzen.

In Kapitel 24 des MMK untersucht er zunächst die authentische Bedeutung der Vier Edlen Wahrheiten und des Achtfachen Pfades, also der zentralen Lehren Buddhas. Er verbindet die Vier Edlen Wahrheiten dabei mit dem gemeinsamen Entstehen in Wechselwirkung (pratitya samutpada) und besonders mit der Leerheit (shûnyatâ). Der entsprechende Vers lautet in genauer deutscher Übersetzung wie folgt:

„Was gemeinsames Entstehen in Wechselwirkung hat, dieses sehen wir als Leerheit an. 

Indem wir uns diese Bezeichnung angeeignet haben, ergibt sich eben der mittlere Zugang (zu Buddhas Wahrheit).“

 Es geht also um das gemeinsames Entstehen in Wechselwirkung ohne verzerrende Doktrinen oder Ideologien. Diese angesprochene vernetzte Dynamik ist also die wahre Natur der Welt. Die Befreiung und Leerheit von verzerrenden Doktrinen ist Nagarjunas Sichtweise dieser wahren Natur. Sie kann allerdings nach Buddha nicht vollständig vom Menschen erfasst und verstanden werden. Auch Heilige  und Erleuchtete sind daher niemals allwissend, wie sogar heute noch manche glauben. Damit wird die Leerheit klar definiert und ist frei von Mystizismus, Metaphysik und kruden Spekulationen. Das gemeinsame Entstehen in Wechselwirkung ist also nach Buddha und Nagarjuna das Grundprinzip der Welt. Diese wird in der Wirklichkeit als Leerheit angesehen und so bezeichnet und sie wird dadurch von verzerrenden und unheilsamen Doktrinen befreit.

Im der zweiten Zeile geht es um diese Bezeichnung und dessen Funktion: Wenn man sich diese Bezeichnung angeeignet hat, eröffnet sich der Zugang zum Weg der Mitte. Und dies ist der Zugang zur eigenen Befreiung, Erleuchtung und Emanzipation. Aber der Zugang ist nicht selbst die Erleuchtung, wie in der Literatur häufig zu lesen ist. Denn oft heißt es: Leerheit ist identisch mit dem mittleren Weg und Ereluchtung. Das ist zu einach und sogar Substanz-Denken der Identität. Also eher westliches Denken.  Und die Wirklichkeit soll es gar nicht geben. 

Nagarjuna argumentiert m. E. anders: Es ist unsinnig zu behaupten, dass es keine Wirklichkeit gibt, denn das wäre Nihilismus. Diese Aussage ist in sich falsch. Philosophisch  einwandfrei ist es vielmehr, eine Wirklichkeit anzunehmen. Sie ist aber unendlich komplex und zwar strukturell, prozesshaft und funktional. Deswegen kann kein Mensch die Wirklichkeit vollständig erkennen. Diese Komplexität muss also in der Kommunikation so reduziert werden, dass der Begriff der Leerheit eine nützliche Funktion erfüllt. Dadurch eröffnet sich der Zugang zum Mittleren Weg, denn dadurch wird die buddhistische Botschaft vermittelt. Es können hemmende und verzerrende Doktrinen ausgeschaltet werden. Die positive  menschliche Entwicklung auf dem Mittleren Weg führt dann zur Erleuchtung. Vor allem die Doktrinen des âtman und der Schein-Substanz der Dharmas, svabhâva, verhindern Befreiung und Erleuchtung. Und die Wirklichkeit ist leer von diesen Doktrinen. Ich teile diese philosophische Interpretation. Sie verhindert Substanz-Philosophie für Leerheit, wechselseitigem Entstehen, Erleuchtung und Mittlerem Weg. Die buddhistische Befreiungs-Botschaft besteht ja vor Allem aus den Vier Edlen Wahrheiten und dem Achtfache Pfad zur Veränderung und der Überwindung von Leiden und Schmerzen. Die Substanz-Philosophie ist dabei völlig ungeeignet. Die unzureichenden Interpretationen basieren meist auf ungenauen Übersetzungen und Substanz-Philosophie. Daher ist eine genaue Übersetzung direkt aus dem Urtext des Sanskrit notwendig, Wort für Wort, Zeile für Zeile.

Das recht Verständnis der Leerheit gilt für die Überwindung des durch Unklarheiten und falsche Doktrinen erzeugten Leidens, also der Doktrin der Schein-Natur und der Schein-Substanz. Die Sichtweise der so verstandenen Leerheit eröffnet damit den authentischen Befreiungsweg Buddhas. Eine Doktrin der statischen und unveränderlichen Eigen-Substanz kann bei genauer Betrachtung überhaupt keine Überwindung von Schmerzen und Leiden ermöglichen. Dazu bedarf des Verständnisses von Veränderungen, des kontinuierlichen Lernens, der Emanzipation und der Befreiung von einer Doktrin der unveränderliche fiktiven Eigen-Substanz oder Eigen-Essenz. Aus dieser Doktrin erwächst dann die falsche Trennung von Subjekt und Objekt.

Oder umgekehrt ausgedrückt: Wenn man die Bedeutung von Leerheit falsch versteht, ist der Befreiungsweg Buddhas blockiert und versperrt. Das heißt, dass die substantialistischen Doktrinen der unveränderlichen, isolierten und ewigen Dharmas (Dinge und Phänomene) überhaupt nicht zur Befreiung und Überwindung des Leidens führen können. Diese Doktrinen beschreiben eine Fata-Morgana, Illusionen und Schein-Wahrheiten. Dies umso mehr, wenn sie als absolute aber falsche Dogmen daher kommen. Und Nagarjuna sagt dazu: Wenn man die Leerheit falsch versteht, ist es so als ob man eine "giftige Schlange" falsch ergreift. Einem solchen Menschen sei "nicht zu helfen".

 Die dritte Weisheit:

Die Kraft für den inneren Frieden kommt aus der Mitte. Übertreibungen und isolierte Extreme blockieren Erwachen und Befreiung.

Buddha und Nâgârjuna warnen eindringlich vor allen Extremen, ob im Geist oder bei den Komponenten des Menschen, also den Skandhas. Die Extreme bedeuten vor Allem, dass etwas entweder total existiert oder dass es total nicht existiert. Die weit verbreitete Vorstellung von absoluter Existenz oder Nicht-Existenz destruiert Buddha selbst in einem berühmten Sûtta, weil es solche Extreme in der Wirklichkeit gar nicht gibt. Das Gleiche gilt für doktrinäre absolute Einheit und Differenz. Derartige Extremvorstellungen und -behauptungen werden durch unseren eigenen fehl geleiteten Geist und unseren unrealistischen Intellekt künstlich erzeugt. Die wahre Natur hat keine Extreme, weil sie dynamisch vernetzt ist. Daher gibt es in der Naturwissenschaft bei genauer Messung keine Korrelation von 0 oder 100 %, nämlich extreme Trennung und extreme Einheit von Funktionen. Dann kann es keine Wechselwirkung geben.

Klare Beweise für die Schädlichkeit von Extrem-Ideologien sind zum Beispiel brutale Gruppierungen, Sekten und politische Strömungen wie in der NS-Zeit und des islamischen IS. Besonders deutlich sind Fehlinformationen bei Fake News von Macht versessenen Politkern wie Trump und Diktatoren. Sie unterscheiden total nach Freund und Feind und vor allem schwarz-weiß Bewertungen. Und sie sind spalterisch aktiv.

Derartige Entweder-Oder Dogmen sind aus meiner Sicht tief in der westlichen Kultur verankert und meistens gar nicht bewusst. Psychische Extreme verbrauchen viel Energie, bringen meistens wenig Information-Mehrwert und erzeugen Unheil. Das wird besonders deutlich im meist sinnlosen Kampf-Modus, der dem Kämpfenden vielleicht ein Helden-Gefühl einbringt, aber wenig Positives bewirkt. Von der Gehirnforschung wissen wir, dass bei derartigen Adrenalin-Ausschüttungen das Frontalhirn abgeschaltet wird. Dadurch wird Vernunft, Abwägung und Ethik ebenfalls ausgeschaltet. Dann kann kein Gleichgewicht der Mitte von Körper und Geist entstehen.

Der Mittlere Weg hat gerade keine Extreme, aber auch keine Mittelmäßigkeit. Beweis: Das japanische Bogenschießen., die Meditation und Kung Fu gelingen nur aus der Mitte! Durch die Mitte und die Vermeidung von isolierten Extremen ergeben sich neue vitale Kräfte und vor allem Möglichkeiten der nachhaltigen eigenen Entwicklung und Emanzipation. Wer aus seiner Mitte heraus lebt, verschwendet keine Zeit und Kraft für wilde Extreme. Er haftet nicht an Gier, Hass und Verblendung, wie es bei Buddha heißt: "Unabhängig lebt er und haftet an nichts in der Welt". Dies ist die letzte Lehre Buddhas und Meister Dogens.

 Die vierte Weisheit:

Die Sehnsucht der Menschen nach der ewigen unzerstörbaren Eigen-Substanz

Auch im Buddhismus hatten sich zur Zeit Nagarjunas also bestimmte Doktrinen und Sekten entwickelt, die der alten menschlichen Sehnsucht gehorchten, dass es im Leben etwas Unveränderliches, Dauerhaftes, Ewiges und Verlässliches geben müsse. Dadurch entstanden ähnliche Doktrinen der Schein-Substanzen wie in der Religion und den Philosophien vor Buddha. So behaupteten zum Beispiel die Sarvastivadins, die Vertreter des Substantialismus, dass die Dharmas als Bausteine des Lebens und der Welt unveränderlich, ewig und von einander isoliert seien. Dies kann aber  der Wechselwirkung Buddhas nicht entsprechen. Der zentrale Begriff dieser Sekte der angeblichen Bausteine der Welt heißt in Sanskrit svabhâva. Dieses bezeichnet unveränderliche, ewige Substanzen, die in sich gleichbleibend und in Ur-Zeiten allein aus sich selbst entstanden sind. Ich verwende dafür den Begriff „doktrinäre Eigen-Substanz“, das ist also eine Schein-Substanz.

Die menschliche Sehnsucht nach Unveränderlichkeit und Ewigkeit führt unweigerlich zu Illusionen, Schein-Wirklichkeiten und Täuschungen. Mit solchen Doktrinen kann es keine Befreiung von Leiden und Schmerzen geben und die Erleuchtung ist nicht zu verwirklichen. Derartige Doktrinen verhindern die genaue Beobachtung von sich selbst, von anderen Menschen und der Umwelt. Je mehr unheilsame Doktrinen im Menschen dominieren, desto größer ist die Gefahr von Verdrängungen und Neurosen. Illusionäre Doktrinen vom Ich verhindern gerade gute Lösungen in schwierigen Lebens-Situationen.

Genau diese Sehnsucht nach einem ewigen unzerstörbaren Selbst hatte Buddha als gefährlich und schädlich erkannt, da es der Wirklichkeit nicht entspricht und zu Leiden und Schmerzen führt. In der Welt und beim Menschen entstehen und vergehen Dinge und Phänomene in Wechselwirkung. Es geht gerade darum, die Veränderungen zur eigenen Befreiung zu nutzen. Dabei muss man der Wirklichkeit ins Auge sehen, um nicht durch Sehnsüchte und falsche Tagträume abgetrieben zu werden. Besonders falsche Gurus und Populisten missbrauchen derartige Sehnsüchte der Menschen und machen sie von sich abhängig. Sie verdecken damit ihre eigenen egoistischen unmoralischen Absichten. Solche Sehnsüchte könne blind machen für das eigene Glück und die eigene Freude. Dann kann sich eine selbst steuernde Kette von Entwicklungen ins eigene Unglück und Leiden verstärken. Buddha und Nagarjuna beschreiben dieses Drama in der sogenannten zwölfgliedrigen Kette zum Leiden und zu Schmerzen.

Nâgârjuna destruiert und falsifiziert solche Schein-Substanzen, die durch Sehnsüchte und Abhängigkeiten gekennzeichnet ist, und zwar unmissverständlich und eindeutig. Er weist nach, dass mit dieser irrigen Sehnsucht, also von Ideologien getrieben, die gesamte Lehre Buddhas zur Überwindung des Leidens und der Befreiung hinfällig wird.

 Die fünfte Weisheit:

Wahres Handeln und Karma ist heilsames Leben. Es befreit von doktrinärem Ballast und erzeugt neue Energien

Für eine gute und heilsame Veränderung des Menschen bedarf es des praktischen Tuns und Handelns in geistiger, psychischer und körperlicher Hinsicht. Im Mahâyâna-Buddhismus wird das Bodhisattva-Handeln genannt. Dieses Handeln ist heilsam für andere Menschen aber auch für uns selbst. Wer in diesem Sinne ohne ideologische Verzerrungen handelt, erfährt also selbst heilsame Wirkungen und hilft außerdem anderen. Wer ohne Eigen-Nutz anderen hilft, gibt nichts weg, sondern gewinnt dazu und ist auch psychisch gut drauf. Diese doppelseitigen Wirkungen sind durch die aktuelle Gehirnforschung voll bestätigt. Das heißt aber, dass wir genau im Augenblick des Bodhisattva-Handeln sofort die gute Wirkung selbst erleben und erfahren. Das hat eine wichtige ethische Komponente, nämlich dass unser Handeln anderen hilft und sie auf ihrem Weg der Befreiung unterstützt. Und das hilft auch uns selbst.

Meister Nishijima bezeichnet auch die Zazen-Meditation als Handeln in der richtigen Sitzhaltung, um sich im Gleichgewicht, in Ruhe und Sammlung zu verwirklichen. Er nennt Zazen daher die erste Erleuchtung. Wenn jemand aber durch Doktrinen von substantialistischer Ich-zentrierter eingebildeter Eigen-Substanz verblendet ist, kann er die gute Karma-Wirkung weder im Augenblick noch in der Zukunft erfahren

Durch aktives und nicht zuletzt bewusstes Handeln können wir unser Leben nachhaltig positiv gestalten, wenn wir nach der buddhistischen Lehre die rechte Sichtweise haben. Dann können wir klar ethisch Richtiges und Falsches unterscheiden. Für das rechte und damit heilsame Handeln sind im Buddhismus die zehn sogenannten Bodhisattva-Gelöbnisse entwickelt worden, mit denen ethisch klares Handeln erleichtert und gebündelt wird. Handeln kann jedoch auch aus egoistischem oder gar verbrecherischem Wollen entstehen und geleitet werden. Das wird vor allem durch falsche Doktrinen gesteuert und durch den Glauben an ein grandioses Ego. Daraus wird deutlich, dass nicht alles und jedes Handeln im buddhistischen Sinne unterstützend und nützlich für den eigenen und fremden Befreiungsweg ist.

Im Buddhismus haben die sogenannten Früchte des Handelns, also die Ergebnisse, eine hohe Bedeutung. Hier warnt Nâgârjuna in aller Klarheit, dass eine falsche Doktrin von Schein-Substanzen dem buddhistischen Handlungsprozess schadet oder ihn sogar sinnlos macht. Das Handeln verkehrt sich in sein Gegenteil, wie etwa bei den national-sozialistischen oder radikal-islamischen Ideologien. Auch das naive dinghafte und starre Verständnis dieser Früchte führt in die Sackgasse. Mit einer solchen Doktrin kann es nicht gelingen, den Achtfachen Pfad zu beschreiten, die Faktoren der Erleuchtung zu verwirklichen und nachhaltige Befreiung zu erlangen.

 Die sechste Weisheit:

Nirvâna ist die wirkliche Befreiung hier und jetzt, genau in diesem Leben

Nirvâna ist keine total andere Welt, in die die Eigen-Substanz des Menschen wie ein Produkt irgendwann nach unendlich vielen Wiedergeburten in unendlicher Zukunft in grenzenlosem Glück eingeht. Das kann eine typisch unrealistische Doktrin sein, die das jetzige Leiden nicht überwindet und es nicht gegenstandslos macht, sondern ins Unrealistische wegführt. Buddha und Nâgârjuna vertreten in aller Klarheit die Wirklichkeit von Prozessen und Funktionen der Veränderung, Befreiung und Emanzipation in diesem Leben. Nicht zuletzt dadurch gelingt die Befreiung hier in diesem Leben. Dadurch kommen das Leiden und die wegführenden Verirrungen zur Ruhe, wie es in der Präambel des MMK heißt. Das abrupte doktrinäre Umschlagen von substanzhaftem Leiden in wiederum substanzhaftes unbegrenztes Glück ist Illusion und geht meist nach hinten los! So etwas gibt es in der Wirklichkeit nicht. Es handelt sich um ein doktrinäres extremes Konstrukt des Geistes, also falsches Schwarz-Weiß-Denken.

Es geht um das große Lebensziel der Befreiung des Menschen in diesem Leben im Hier und Jetzt. Nâgârjuna nennt diese Befreiung Nirvâna und distanziert sich damit von dem Glauben, das Nirvâna sei in einer jenseitigen transzendenten Welt zu finden, die total verschieden von der hiesigen realen Welt der Leiden und Sehnsüchte ist. Wenn wir also das Nirvâna in diesem Leben verwirklichen, dann verwirklichen wir hier und jetzt den großen Frieden, und zwar in Ruhe und im Handeln.

Wir befreien uns dann aus dem fatalen Kreislauf des selbst erzeugten Leidens und der hektischen Aktivitäten. Der heutige digitale Stress und der aufgeregt Kampf-Modus werden überflüssig. Oder kurz gesagt: Die buddhistische Lehre und Praxis geben uns die Möglichkeit, uns jetzt in diesem Leben so weiterzuentwickeln, dass wir ein freies Leben führen können, wie wir es wollen. Dann entwickeln wir eine effiziente Selbst-Steuerung. Dies ist gleichzeitig ein gutes und freudiges Leben, das die unnötigen und oft selbst erzeugten Hemmnisse überwunden hat. Besonders bei lebenswichtigen Entscheidungen erkennen wir dann den rechten Weg in die Zukunft, durch klare unaufgeregte Präsenz im Augenblick. Das ist die gute Wechselwirkung der eigenen Erinnerungen mit der Gegenwart und den Erwartungen der Zukunft.

Ein solches Leben hat Buddha durch die Sieben Faktoren der Erleuchtung authentisch und verlässlich beschrieben. Wir sollten uns im Hier und Jetzt vor den wegführenden  Illusionen eines grenzenlosen himmlischen Lebens hüten, in dem andauerndes unbedingtes Glück und unendliche Glückseligkeit herrschen. Sie werden fragen, warum nicht. Antwort: So etwas darf nicht zu schädlichen Verdrängungen führen. Wir werden auch zukünftig mit Problemen konfrontiert sein, aber wir können unnötiges Leiden durch die buddhistische Praxis und Lehre vermeiden. Dann wird das Leben insgesamt besser, das kann ich aus eigener Erfahrung bezeugen

 Die siebte Weisheit:

Die zwölf Glieder der großen Befreiung und wie das Leiden wirklich schrittweise zur Ruhe kommt

Nâgârjuna schließt mit der genauen Analyse des praktischen und geistigen Befreiungsweges den fundamentalen Zyklus des MMK ab. Er ebnet damit den Weg zur Bereinigung des authentischen Buddhismus und dessen weiterer Entwicklung. Er nennt zwölf Glieder und Phasen der menschlichen Entwicklung in Wechselwirkung, an deren Anfang der „umhüllte“ Mensch steht, verblendet von Unwissen und unheilsamen Doktrinen. Ein solcher Mensch hängt dem Substanz-Glauben an, ist also in der Doktrin der Eigen-Substanz gefangen. Er kann daher seine mögliche Lebensdynamik nicht entfalten. Die formenden Kräfte auch des Unbewussten bewirken dann Erstarrung und Abhängigkeit von Gier, Hass und Verblendung.

Ein unwissender Mensch, der in unreflektierten unheilsamen Weltanschauungen, Doktrinen und Ideologien gefangen ist, geht einen zwangsläufigen unheilsamen Weg des Lebens. Dieser Weg kann immer mehr ins Unheil und Leiden führen, Schritt für Schritt. Es handelt sich im Buddhismus um eine Kette von zwölf Phasen in die Unfreiheit und oft ins Chaos. Dabei wiederholen sich fatale Zyklen, die durch immer wieder gleiche Probleme entstehen und sich zu großem, meist unnötigem Leiden auftürmen.

Umgekehrt gibt es in jeder Phase und bei jedem Schritt unseres Lebens die reale Möglichkeit der Emanzipation und Befreiung von einer solchen Zwangsläufigkeit. Dann verschwinden Leiden und Elend zunehmend aus unserem Leben. Wir gehen auf dem Weg der zunehmenden Freiheit. Die jeweilige vorherige Phase erzeugt die Anschluss-Qualität für eine positive weitere Entwicklung der folgenden Phasen. Der Teufelskreis des sich wiederholenden Elends ist aufgelöst. Die äußeren negativen Kräfte verlieren ihre steuernde Kraft. Plötzlich ergeben sich neue heilsame Alternativen. Mut und Hoffnungen in die Zukunft nehmen zu und geben Sicherheit und Vertrauen zu sich selbst.

Nâgârjuna fasst im Kapitel 26 diese beiden grundsätzlich möglichen Abläufe des menschlichen Lebens der Befreiung oder der unfreien Abhängigkeit vom Leiden zusammen. Von großer Bedeutung sind dabei Aussagen, in denen die Befreiung von Anhaftungen, vom Ergreifen schädlicher Doktrinen und Dogmen der Eigen-Substanzen, des Egoismus und der narzistischen Selbstüberhöhung beschrieben werden. Mit der Befreiung aus der fatalen negativen Vorprogrammierung wird der unheilsame Verlauf des Leidens durchbrochen. Das ist Erwachen und Erleuchtung. Dann verwirklicht sich die Buddha-Natur, nicht zuletzt bei der Meditation, im Flow der sinnvollen Arbeit und beim Handeln nach dem Bodhisattva-Ideal.

Für jeden Menschen gibt es diese Möglichkeiten tiefgreifender Befreiung, um das  Erwachen aus Dumpfheit und geistigem Gefängnis zu realisieren. Fundamental sind dabei die rechte Sichtweise und die rechten Entscheidungen sowie die weiteren sechs Bereiche des Achtfachen Pfades, zum Beispiel der Meditation. Es geht letztlich um die Vermeidung der fünf Hemmnisse Buddhas.

Wir erzeugen also selbst die Wurzeln der Freiheit oder der Unfreiheit des Leidens, heißt es im MMK. Daher sind wir nicht passiv Erduldende sondern aktiv Handelnde. Wir schaffen uns den Sinn des Lebens selbst und folgen keinen programmierten einengenden Doktrinen. Wir bringen diese eigenen Wurzeln in die Dynamik der formenden Kräfte ein, die uns entweder zum Glück und zur Freude oder aber zum Leiden und Elend bringen. Nâgârjuna sagt dazu: "Zur-Ruhe-Kommen“ des Leidens, um auszudrücken, dass der große Friede bei gleichzeitigem klarem Handeln verwirklicht wird. Das geht in den sich steuernden Phasen der Kette von zwölf Gliedern.

 

Mittwoch, 21. Oktober 2020

Der Mittlere Weg von Meister Nagarjuna, Kapitel 26

Eröffnung neuer Horizonte – Befreiung von Unwissenheit und unheilsamen Doktrinen

Hinführung zu den Problemen und bisherige Unklarheiten

Mit diesem Kapitel schließt Nāgārjuna seinen fundamentalen Zyklus zur Bereinigung und weiteren Entwicklung des wahren Buddhismus ab. Es ist aus meiner Sicht zugleich der Höhepunkt des MMK, vor allem auch wegen der positiven lebensbejahenden Weisheiten. Er nimmt darin Bezug auf die zwölf Faktoren und Bereiche der menschlichen Entwicklung, die Buddha im Sūtta für Kaccāna schildert. Diese Faktoren und deren zeitliche Entwicklung im Gang des Lebens werden in ihrem Zusammenwirken beschrieben. Verkürzt gesagt, sind sie gleichzeitig eine präzise Schilderung der Buddha-Natur des Menschen, die gerade keine täuschende Substanz oder dingliche Sache ist, sondern ein erwachter lebendiger Strom des gelungenen Lebens. An dessen Anfang steht der von Unwissen „umhüllte“ und gefesselte Mensch, der sich aufgrund der unheilsamen und doktrinären formenden Kräfte und Prägungen nicht heilsam entwickeln kann und seiner wahren befreienden Lebensdynamik beraubt ist.

Ein unwissender Mensch, der in unreflektierten Weltanschauungen, Doktrinen und Ideologien gefangen ist, geht einen weitgehend zwangsläufigen und doktrinär vorgegebenen Lebensweg. Häufig sind diese unheilsamen Doktrinen von den drei Giften Gier, Hass und Verblendung gesteuert. Bei Suchtabhängigen wird die Gier nach unstillbarem Genuss maßgebend sein. Bei Extremisten und Ideologen werden Hass und Verachtung vorherrschen. Bei Materialisten sind sicher das Unwissen über den wahren Sinn des Lebens und der materielle Egoismus besonders ausgeprägt. Außerdem sind gerade in der heutigen Zeit die psychischen Defizite der Narzissten und der am Borderline-Syndrom Erkrankten zu nennen. Viele unerkannte Falschnachrichten der Medien und der sogenannten sozialen Netze verstärken heute das Unwissen über wahre Freiheit und wahres Glück der Menschen.

Nach Buddha gibt es aber in jeder Phase und in jedem Augenblick unseres Lebens die Chance der Emanzipation und Befreiung von einer solchen Zwangsläufigkeit, sodass Leiden und Elend weitgehend überwunden werden und aus unserem Leben verschwinden: Die Leiden und Ängste kommen zur Ruhe, Lebensfreude und Kreativität eröffnen dann für uns neue Horizonte. Das ist nach meinem Verständnis das Erwachen der Buddha-Natur, nicht als statischer Zustand, sondern als lebendiger erwachter Strom. Bestimmte Probleme, Krisen und äußere Katastrophen können wir nicht vermeiden – das ist die Wahrheit vom Leiden. Aber es geht entscheidend darum, wie wir damit fertigwerden und vor allem wie wir zusätzliches oder grundloses Leiden vermeiden können. Es kommt darauf an, wie wir unsere Probleme so verarbeiten, dass unser Leiden zur Ruhe kommt, und wie wir unserem Leben eine neue heilsame Richtung geben und auf dem neuen sinnvollen Weg vorankommen. Hier möchte ich an die buddhistische Geschichte des Massenmörders Angulimala erinnern, der von Buddha in die Sangha aufgenommen wurde und durch seine Übungspraxis Erleuchtung und Befreiung erlangte. Sein Leben hatte durch die Begegnung mit Buddha eine fundamental neue Richtung und einen neuen Sinn erfahren.

Nāgārjuna hat in den vorherigen 25 Kapiteln doktrinäre Fehlentwicklungen mit großer philosophischer Präzision destruiert und dabei nur in kurzen Anmerkungen auf den wahren Buddhismus der Befreiung vom Leiden und der Bewältigung menschlicher Probleme verwiesen. Durch die Einführung des Begriffs der Leerheit gelingt es ihm, die Doktrin des Substantialismus zu enttarnen und ad absurdum zu führen. Sie sei für eine Philosophie und Praxis der Befreiung wirklich ungeeignet und sogar gefährlich. Kurz zusammengefasst sagt er, dass die Wirklichkeit leer ist von einer Metaphysik der unveränderlichen, ewigen und täuschenden Substanzen in den Dingen und Phänomenen, den Dharmas. Dies bedeutet auch eine Kritik an der westlichen Substanz-Ontologie, die Ähnlichkeiten mit einer weit verbreiteten philosophischen Seins-Ontologie hat.[i] Buddhas und Nāgārjunas philosophische Grundlagen möchte ich demgegenüber als Differential-Ontologie bezeichnen, denn im Mittelpunkt stehen menschliche Veränderungen wie Befreiung, Kreativität und Emanzipation, also Differenzen und Differentiale. Diese Veränderungen verlaufen als Lebensstrom, sie steuern sich in ihrer Folge teilweise selbst, zum Guten oder zum Schlechten. Aber sie sind auch von uns selbst aktiv steuerbar, wie Buddha nachdrücklich betont. In der gegenwärtigen westlichen Philosophie finden sich ähnliche Überlegungen bei Deleuze und Derrida.

In diesem Kapitel fasst Nāgārjuna die beiden grundsätzlich möglichen Wege menschlichen Lebens zusammen. Er beschreibt einerseits den Ausweg und die Befreiung aus einer determinierten negativen Entwicklung. Das ist seine klare, positive Interpretation der buddhistischen Lehre. Andererseits umreißt er eine zwangsläufige Abhängigkeit von Gier, Hass und Verblendung, die zum Leiden führen muss. Diese leidhafte Entwicklung nimmt nach Nāgārjuna ihren fatalen Gang, wenn die Lehre Buddhas nicht vermittelt wurde oder durch falsche Doktrinen verzerrt wird.

Nāgārjuna beschreibt die Faktoren, die maßgeblich sind dafür, ob ein Leben in doktrinärer Unwissenheit, Unfreiheit und im Leiden verläuft oder ob es zur Befreiung und Emanzipation als Aufbruch in eine neue offene Zukunft und Lebensform führt. Diese Faktoren wirken sowohl zeitlich parallel als auch zeitlich gegliedert. Dann werden sie in der Literatur als schrittweise Abfolge des Befreiungsweges interpretiert. Aber dieser zeitliche Ablauf ist meines Erachtens durchaus variabel und kann je nach der Individualität des Menschen, der den Weg geht, abgewandelt werden.

Grundsätzlich gibt es für dieses Kapitel zwei unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten. Erstens können die zwölf Phasen der menschlichen Entwicklung auf drei aufeinanderfolgende Leben und die jeweiligen Wiedergeburten verteilt werden. Zweitens können die Phasen oder Faktoren in einem bestimmten Lebenszustand einem einzigen Leben von der Geburt bis zum Tod zugeordnet werden. Aus meiner Sicht ist eine solche Unterscheidung allerdings nicht erforderlich, und ich gehe davon aus, dass Nāgārjunas stark empirisch und phänomenologisch orientierte Arbeitsweise für verschiedene Alternativen anwendbar ist. Ausdrücklich möchte ich meine Interpretation auf das im gegenwärtigen Augenblick erfahrbare eine Leben beziehen. Für die Deutung, die drei Wiedergeburten einbezieht, verweise ich besonders auf die MMK-Interpretationen von Kalupahana und Garfield.[ii]

Die Vier Edlen Wahrheiten Buddhas beschreiben den therapeutischen Weg der Emanzipation und Befreiung aus Leiden und Elend unabhängig vom Glauben an eine Wiedergeburt. Gleiches gilt für die Fünf Hemmnisse und die Sieben Faktoren der Erleuchtung. Da Nāgārjuna sich in der Präambel des MMK explizit auf die Lehren Buddhas bezieht und die Vier Edlen Wahrheiten und den Achtfachen Pfad in den Mittelpunkt seiner eigenen Lehre stellt, sollte meines Erachtens auch Kapitel 26 vor allem als präzise Beschreibung des therapeutischen Emanzipationsweges verstanden werden. Dabei ist es weniger wichtig, ob sich die Befreiung in diesem Leben oder im Verlauf von mehreren Wiedergeburten ereignet. Zudem warnt Nāgārjuna im letzten Kapitel des MMK eindringlich vor irreführenden Doktrinen und illusionären menschlichen Sehnsüchten im Hinblick auf die Wiedergeburt.

Wie in der Präambel und in verschiedenen Kapiteln ausgeführt, verwendet Nāgārjuna für die Freiheit und Unabhängigkeit von falschen Doktrinen den Begriff „Leerheit“. Leerheit ist eine Sichtweise und Bezeichnung des gemeinsamen wechselwirkenden Entstehens, das frei von Verzerrungen durch extreme und falsche Ansichten ist.[iii] Die zunehmende Unabhängigkeit und Befreiung von einengenden und unsinnigen Doktrinen erfordern die klare fortlaufende Beobachtung von uns selbst, die Buddha mit Achtsamkeit[iv] bezeichnet. Dabei möchte ich auch auf Kants zentrale Aussage der Aufklärung hinweisen: „Habe den Mut, selbst zu denken!“

Nāgārjuna untersucht die verschiedenen Faktoren der Unfreiheit oder Befreiung in unserem Leben daraufhin, ob sie von falschen doktrinären Ansichten und Extremen abhängig sind oder ob sie im Gegenteil durch eigenes „Wissen“ zur Freiheit führen und unser Leiden so zur Ruhe kommt.

Mit diesen Faktoren wird eine zusammenhängende Deutung der Problembewältigung und Emanzipation des Menschen gegeben, die nicht durch den religiösen Glauben an ein ewiges Ātman-Selbst oder unveränderliche Dharmas dominiert wird. Wir werden zwar immer wieder mit Problemen konfrontiert – Leiden durch Einsamkeit, Angst und Stress wegen Überforderung und Schicksalsschlägen, Angst vor Arbeitslosigkeit, Krankheiten und dem Verlust geliebter Menschen –, aber bei der Bewältigung kann der wahre Buddhismus wirkungsvoll helfen. Kurz gesagt: Es geht um die Wirklichkeit selbst. Doris Zölls schreibt dazu: „Die Wirklichkeit jedoch zu erkennen, dazu braucht es ein ganz neues Erleben. Dieses Erkennen wird im Zen als das große Erwachen beschrieben. Wir erwachen aus den Träumen, lassen die Bilder hinter uns, die wir uns über das Leben machen.“[v]

 

Ertrag und Mehrwert an Informationen des Kapitels 26

In diesem zentralen Kapitel geht es um den Weg der Befreiung und Emanzipation des Menschen, auf dem Unwissenheit und hemmende formende Kräfte zur Ruhe kommen und überwunden werden. Nāgārjuna beschreibt die Ausgangslage als Fixierung durch Unwissenheit im Gegensatz zum Wissen und zur Weisheit. Diese Unwissenheit ist durch unheilsame Prägungen und Täuschungen maßgeblich fixiert. Er hebt besonders die Wechselwirkung der Komponenten des Menschen (Skandhas) mit der Dynamik der formenden Kräfte und Prägungen des Menschen (samskāra) hervor. Wissen und formende Kräfte sind keine isolierten Entitäten oder Substanzen, sondern interagieren miteinander.

Ein Wissen in unserem Geist und Gehirn, das losgelöst vom Handeln gedacht wird, kann keine weiterführenden Entwicklungen zur Befreiung in Gang bringen. Ein solches substanzhaft gedachtes Wissen bleibt weitgehend wirkungslos und folgenlos, da es isoliert ist. Auch die heutige Gehirnforschung und Biologie gehen von der Wechselwirkung unseres Wissens, Könnens, Planens, Handelns und unserer ethischen Werte mit den anderen Bereichen des Menschen aus. Eine Doktrin der substanzhaften oder essenzhaften Isolation ist eine unsinnige und einseitige metaphysische Doktrin. Leider ist bei vielen Menschen zu beobachten, dass sie in ihrem Leben zyklisch immer wieder gleiche oder ähnliche Fehler begehen, die dann in einen zwangsläufigen erneuten zyklischen Ablauf münden, der wiederum zu Leiden, Elend und psychischen Schmerzen führt. Buddhas Befreiungslehre setzt genau bei diesen Problemen an, um solche Teufelskreise zu durchbrechen.

Mit den Begriffen „Wissen und Erkenntnis“ spricht Nāgārjuna die wahre buddhistische Lehre an, die ohne Zutun göttlicher Kräfte oder überirdischer Energien den Menschen in die Lage versetzt, sich selbst zu befreien und neue bessere Lebenschancen wahrzunehmen. Allein dieser Ansatz muss meines Erachtens in Anbetracht der Zeit um 500 vor der Zeitenwende geradezu als Revolution für die menschliche Befreiung und Therapie eingeschätzt werden. In allen mythischen Gesellschaften geht es dagegen überwiegend um außermenschliche, meist gute oder gefährliche göttliche Kräfte, die auf das Leben der Menschen, Familien und Volksstämme einwirken würden und nur durch religiöse Praktiken zu beeinflussen seien. In der vorbuddhistischen Zeit hatte sich eine derartige determinierende und ritualisierte Religion (Brahmanismus) gesellschaftswirksam entwickelt. Die Brahmanen, also die Priester der damaligen Religion, behaupteten von sich, dass sie sogar die Götter mit ihren Ritualen und Fähigkeiten steuern und somit selbstverständlich auch die lebenden Menschen determinieren könnten.

Buddha hat neue Wege gesucht, um solche unheilsamen Abhängigkeiten von gefährlichen Religionen, Ideologien und Doktrinen zu überwinden. Die Menschen können somit ihre Entwicklung, ihr Schicksal und ihre Chancen selbst in die Hand nehmen. Er beschreibt dies vor allem im Achtfachen Pfad der Befreiung, der die rechte Sichtweise, das rechte Handeln, die rechte Achtsamkeit, den rechten Lebenserwerb, die rechte Ausdauer und Energie sowie die rechte Meditation und Sammlung umfasst. Buddha schildert die Meditation dabei sehr praktisch und detailliert und gibt den Menschen damit ein wirksames Mittel an die Hand, um zu Reflexion, Selbstreflexion und größtmöglicher Selbstbeobachtung sowie Entscheidungsfreiheit zu gelangen. In der chinesischen und japanischen Tradition wird die Meditationsform des Shikantaza („nichts als Sitzen“) im Zazen für außerordentlich wirksam gehalten, um durch „das Tor des Friedens und der Freude“ zu gehen, wie es mein Lehrer Nishijima Roshi formulierte. Ich praktiziere selbst seit vielen Jahren Zazen. Es handelt sich dabei um eine gegenstandslose und emotional beruhigte Meditationsform, die aus meiner Sicht auch den direkten Zugang zum Erleben der Leerheit eröffnet, ohne dass komplizierte philosophische Denkprozesse erforderlich wären.

Nach Buddha gliedert sich der Mensch in fünf Komponenten, die man sich allerdings nicht abgegrenzt konkretistisch vorstellen darf, sondern sie umfassen die zentralen Bereiche des Lebens und des Menschen, aber auch der gesamten Welt, und sie ermöglichen durch ihre Wechselwirkung überhaupt erst das Leben. In diesem Kapitel, wie auch in den vorhergehenden, kommt derjenigen Komponente des Menschen, die in Sanskrit samskāra heißt, ganz besondere Bedeutung zu.

Es gibt dafür eine große und oft verwirrende Bandbreite von Übersetzungen und Interpretationen. So bezeichnet beispielsweise der bekannte Wissenschaftler Kalupahana diese Komponente auf Englisch als disposition, was sich auf Deutsch etwa mit „Disposition“, „Bestimmung“ oder „Potenzial“ wiedergeben lässt.[vi] Der deutsche Indologe und Buddhologe Peter Gäng verwendet die Übersetzung „formende Kräfte“, um damit nicht nur die Disposition, sondern auch die handelnden Kräfte selbst zu beschreiben.[vii] Ich folge seiner Übersetzung weitgehend und bin überdies davon überzeugt, dass mit der Komponente samskāra die umfassende steuernde Dynamik, das Handeln des Menschen und die Wechselwirkung in unserer Welt bezeichnet werden. Nishijima Roshi verwendet daher einfach die Übersetzung „Handeln“ (action), die meinem eigenen Verständnis recht nahe kommt.

Die Gliederung in Komponenten des Menschen kann man sich gut am Beispiel der Wahrnehmung klarmachen. Dazu gehören die Wahrnehmungsorgane wie Augen, Ohren, Nase usw. sowie das Sehen, Hören, Riechen usw., also die entsprechend trainierten und ausgebildeten Fähigkeiten zur Wahrnehmung. Sie sind eng mit den zugehörigen Teilsystemen des Geistes und damit auch des neuronalen Netzes und dessen Informationsverarbeitung verbunden, also vor allem mit den Tätigkeiten des Wahrnehmens selbst. Schließlich werden Erinnerungen und Ergebnisse der Wahrnehmungsvorgänge als Spuren oder Bahnungen im Gehirn mehr oder minder langfristig gespeichert. Diese verschiedenen Bereiche der Wahrnehmung sind nach Buddhas Gliederung in der Komponente samskāra enthalten. Die formenden Kräfte sind nicht fehlerfrei, können aber trainiert werden.

Bei der Komponente der formenden Kräfte (samskāra) geht es um das Potenzial, um die real trainierten und eingeübten Fähigkeiten, das Tun und Handeln selbst und um die bahnenden Ergebnisse im Gehirn, die für zukünftiges Leben und Überleben unbedingt erforderlich sind. Daran ist zu erkennen, dass meine Interpretation umfassender und breiter ist als etwa die Bedeutung des Begriffs dispositions, die letztlich nur das Potenzial, aber nicht die Verwirklichung selbst umfasst. Mit dem Potenzial ist nämlich die lebendige Verwirklichung gerade nicht identisch, sondern es ist nur eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung.

Die von anderen Autoren verwendete Bedeutung „Tatabsichten“ erscheint mir ebenfalls zu begrenzt, denn mit den Absichten ist das wirkliche Tun und Handeln auch nicht vollständig erfasst. Tatabsichten führen nicht zwangsläufig zum entsprechenden Tun und Handeln, sondern können getrennt von den weiteren Prozessen als reine Absicht und Vorstellung verbleiben. Der bekannte Interpret des MMK, Jay L. Garfield, neigt meines Erachtens zu dieser Auffassung.[viii] Damit würde der im Zen-Buddhismus so zentrale Lebensmoment des Tuns und Handelns in der Form des Bodhisattva-Handelns nur als Tatabsicht verstanden. Möglicherweise steht dahinter der Ansatz der Wiedergeburt, also die Vorstellung, dass diese Tatabsichten von einem Leben zum nächsten weitergegeben werden und den Start im neuen Leben bestimmen. Diese Sichtweise überzeugt mich nur teilweise, da Buddha und Nāgārjuna recht klar äußern, dass keine der Komponenten des Lebens dinghaft und unverändert in eine neue Inkarnation übernommen werde. Es bleibt im Buddhismus durchaus schwierig, eine rationale Erklärung der Wiedergeburt zu formulieren. Aus meiner Sicht sollte man die gesamte Reinkarnation daher als Bereich des Glaubens verstehen und die Einstellung dazu jedem Menschen selbst überlassen.

Von besonderer Bedeutung in Kapitel 26 ist der Vers 26.7, in dem die Befreiung von Abhängigkeit, Ergreifen und Determinierung explizit erwähnt wird. Damit wird die Zwangsläufigkeit des Ablaufs der Phasen, die zum Leiden und Elend führen, außer Kraft gesetzt, und die Befreiung aus dem fatalen vorprogrammierten unheilsamen Ablauf zum Leiden wird durchbrochen. In Vers 26.10 formuliert Nāgārjuna dann in aller Klarheit, dass wir selbst die Wurzeln des Leidens erzeugen, formieren und in die Dynamik der formenden Kräfte einbringen, die uns zwingend zum Leiden und Elend vorantreiben. Wir haben nach Buddha und Nāgārjuna aber die Freiheit, derartige Wurzeln zu beseitigen und dafür zu sorgen, dass sie überhaupt nicht neu entstehen.

Für die Möglichkeit, aus dem fatalen deterministischen Ablauf herauszukommen, verwendet Nāgārjuna den wichtigen Ausdruck „zur Ruhe kommen“. Dieser hat auch in der Präambel eine zentrale Bedeutung für die Beschreibung des Befreiungsweges. Demnach führen die formenden Kräfte und die Dynamik des Lebens gerade nicht deterministisch und mit mechanistischer Zwangsläufigkeit zum Leiden, Elend und zu Schmerzen, sondern der Mensch befreit sich selbst von negativen Entwicklungen. Dadurch kann er den großen Frieden bei gleichzeitigem klarem Handeln verwirklichen.

 



[i] Geldsetzer, Lutz: Nagarjuna. Die Lehre von der Mitte

[ii] Nāgārjuna: The Philosophy of the Middle Way (Übersetzer: David J. Kalupahana), S. 370ff.; Nāgārjuna: The Fundamental Wisdom of the Middle Way (übersetzt und kommentiert von Jay L. Garfield), S. 335ff.

[iii] Nāgārjuna: The Philosophy of the Middle Way (Übersetzer: David J. Kalupahana), Kapitel 24.18, S. 418f.

[iv] Gäng, Peter: Meditationstexte des Pali-Buddhismus I, S.16ff.

[v] Zölls, Doris: Mumonkan. Sich selbst finden in den Weisheiten alter Zen-Koans, S. 13

[vi] Nāgārjuna: The Philosophy of the Middle Way (Übersetzer: David J. Kalupahana), S. 41f.

[vii] Gäng, Peter: Meditationstexte des Pali-Buddhismus I, S. 43

[viii] Nāgārjuna: The Fundamental Wisdom of the Middle Way (übersetzt und kommentiert von Jay L. Garfield)

Montag, 5. Oktober 2020

Die vier Lebensphilosophien des Buddhismus

 (Meister Nishijima, aus "Begegnung mit dem wahren Drachen")

Ich denke, wir haben fast das Ende unserer Darstellung des Buddhismus erreicht. Wir sind den Spuren der buddhistischen Lehre vom Ideal des mittleren Weges über das logische System der zwölfgliedrigen Kette von Ursache und Wirkung gefolgt und haben schließlich die Lehre des Handelns und die Erfahrung eines im Augenblick entstehenden Universums behandelt. An diesem Punkt haben wir erfahren, dass Theorie und Philosophie nicht genug sind. Wenn wir dem wirklichen Buddhismus begegnen wollen, müssen wir die Theorie und das Denken überschreiten und um dies zu tun, müssen wir im Hier und Jetzt handeln. Wir müssen Zazen praktizieren. Zazen zu praktizieren bedeutet, den Buddha zu treffen oder – wie in der alten asiatischen Geschichte – dem wahren Drachen wirklich zu begegnen, von Angesicht zu Angesicht und wir dürfen nicht weglaufen. Denn die Wirklichkeit ist die gesuchte Wahrheit.

Zazen ist der ganze Buddhismus. Eigentlich gibt es dann gar nichts mehr zu sagen. Oder doch? In der Tat gibt es viel zu tun und viel zu sagen. Es gibt viele Ideen, Theorien und Probleme, die noch erörtert und untersuchen werden sollten, was aber im Rahmen dieses Buches leider nicht möglich ist. Ein tief gehendes und grundsätzliches Verständnis des Buddhismus erfordert einige Jahre der Übungspraxis und des Studiums und viel Erfahrung im wirklichen Leben. Mein ursprüngliches Ziel, warum ich dieses Buch geschrieben habe, war eine klare Grundlage und einen Rahmen zu geben, die ein besseres Verständnis möglich machen. Ich wollte die grundlegenden Lehren und Ideen des Buddhismus so vorstellen, dass die innere Logik der buddhistischen Lehre dabei sichtbar wird. Es ist mein fester Glaube, dass die Menschen der modernen Welt auf diese Weise neue Einsichten in die Wurzeln ihrer eigenen Persönlichkeit mit all ihren Verwirrungen erhalten und auch ein besseres Verständnis von anderen Menschen gewinnen werden. Es ist auch mein fester Glaube, dass die Menschen der modernen Welt durch den Buddhismus neue Werkzeuge in die Hand bekommen, um ihre persönlichen Konflikte und Schwierigkeiten zu verstehen und viel besser zu lösen.

Das System des buddhistischen Denkens besteht aus den vier wichtigen Lehren, die ich „Lebensphilosophien“ nennen möchte. Schon bevor ich Buddhismus studiert habe, hatte ich ein gewisses intuitives Verständnis der grundsätzlichen Verhaltensweisen und Sichtweisen der Menschen. Dieses Verständnis hat sich direkt aus meinen eigenen Erfahrungen entwickelt. Aber erst, nachdem ich dem Werk von Meister Dogen begegnet war, begann sich in meinem Geist die wirkliche Logik des Lebens zu klären. Es erscheint mir daher sinnvoll, dieses Buch mit einer kurzen Erläuterung der Zeilen am Anfang dieses "Königs" aller buddhistischen Bücher abzuschließen: dem Shobogenzo von Meister Dogen:

Es gibt heute mehrere Ausgaben des Shobogenzo mit unterschiedlicher Anzahl und Anordnung der einzelnen Kapitel. Die älteste Ausgabe hat 75 Kapitel, dessen erstes Kapitel „Genjo Koan“ – „das verwirklichte Universum“ bedeutet. Ich möchte den Anfang dieses Kapitels hier gern wiedergeben. Ich glaube, dass dies ein ganz wichtiger Schlüssel zur buddhistischen Logik ist, die Meister Dogen in allen Kapiteln des Shobogenzo anwendet:

„(1) Wenn alle Dharmas als der Buddha-Dharma (, also die Buddha-Lehre gesehen werden), dann gibt es Täuschung und Verwirklichung, gibt es Praxis, gibt es Leben und Tod, gibt es Buddhas und gewöhnliche Wesen.

(2) Wenn die unendlich vielen Dharmas alle nicht von dem Selbst sind, gibt es keine Täuschung und keine Verwirklichung, keine Buddhas und keine gewöhnlichen Wesen, kein Leben und keinen Tod.

(3) Buddhas Wahrheit überschreitet von Anfang an Überfluss und Mangel (also Bewertungen) und daher gibt es (als Wirklichkeit) Leben und Tod, Täuschung und Verwirklichung, gewöhnliche Wesen und Buddhas.

(4) Und obgleich dies so ist, wie es ist, geschieht es nur, dass Blüten fallen, obwohl sie geliebt werden und Unkraut wuchert, obwohl es nicht geliebt wird.“

Der erste Satz in diesem Zitat erklärt das Universum, wenn man es aus der Sicht des Subjekts oder des Selbst betrachtet. Wenn da ein Subjekt ist, werden alle Dinge in Beziehung zu diesem Subjekt gesehen und alle Dinge haben eine Bedeutung im Verhältnis zum Ich, das denkt. Dabei werden einige Dinge als gut, andere als schlecht angesehen und damit beurteilt. Einige Dinge werden als wertvoll eingeschätzt, andere als wertlos oder es wird festgestellt, dass sie einen negativen Wert für das Subjekt haben. In dieser Dimension gibt es daher Täuschung, die schlecht ist und Erwachen, das gut ist. Es gibt das Leben, das wertvoll ist und den Tod, der ohne Wert ist. Es gibt Buddhas, die großartig sind und normale Menschen und Lebewesen, die nur durchschnittlich sind. Dies ist mit anderen Worten der Standpunkt des Idealismus. Idealisten sind vor allem besorgt über den Wert, über die Bedeutung und über Ideen und Vorstellungen, die es ihnen ermöglichen, die äußere Welt mit dem Maßstab ihrer eigenen, inneren Welt zu verstehen, zu ordnen und zu bewerten. Dies ist also eine begrenzte relativistische Sicht des Lebens aus dem Blickwinkel des Idealismus.

Im nächsten Satz finden wir bei Meister Dogen eine Sichtweise, die den idealistischen Standpunkt scheinbar vollständig zurückweist. Diese Sichtweise lehnt also den subjektiven Standpunkt ab. Es ist das Weltbild des Materialismus oder Objektivismus und dazu gehören heute auch Naturwissenschaft und Technik. Wenn man das Universum aus dieser Sicht betrachtet, müssen subjektive Werte und spirituelle Bedeutungen abgelehnt werden zugunsten von Erklärungen, wie die dingliche, materielle Welt funktioniert. Die Bedeutung des Lebens wird darin gesehen, dass es in die  Naturgesetze eingebettet ist und damit durch die Naturwissenschaften vollständig erklärt werden kann. Bei dieser mechanistischen und materialistischen Sichtweise gibt es keinen Raum für subjektive Vorstellungen und Bewertungen. Aus objektiver Sicht ist das Leben ein komplexes System von Beziehungen zwischen materiellen und energetischen Komponenten des Universums. Es gibt keine Erleuchtung, die das Gegenteil von Illusion und Täuschung ist, es gibt keine Buddhas, die etwas anderes als gewöhnliche Menschen sind. Es gibt keinen absoluten Unterschied zwischen Leben und dem Tod, weil nur die Materie, die Moleküle und Atome zählen. All diese Unterschiede haben nur strukturelle Bedeutung, es gibt keine Unterschiede in der grundsätzlichen Natur der Materie.

Der materialistische Standpunkt erscheint auf den ersten Blick eine Sichtweise des klaren Realismus zu sein. Er scheint die Ich-Bezogenheit und Relativität des Idealismus zu überschreiten, also objektiv zu sein, aber in Wirklichkeit tut er das nicht. Die Existenz der Welt und der Materie beruht auf der Existenz eines Menschen, der sie wahrnimmt. Ohne ein Subjekt, das die sinnlichen Eindrücke der äußeren Welt empfängt, kann die äußere Welt gar nicht vorhanden sein. Daher ist der materialistische Standpunkt ebenfalls nur von relativer und begrenzter Bedeutung. Er beruht auf der Unterteilung zwischen Subjekt und Objekt, also auf der Dualität. Der Relativismus des Idealismus beruht auf der Unterteilung zwischen dem Subjekt, das denkt und dem Objekt, das gedacht wird. Der Relativismus des Materialismus beruht auf der Unterteilung zwischen dem Subjekt, das wahrnimmt oder empfindet, und dem Objekt, das wahrgenommen wird. Der grundsätzliche Unterschied beider Sichtweisen ergibt sich einfach daraus, auf was der Schwerpunkt der Aufmerksamkeit gelegt wird. Im Falle des Idealismus liegt der Schwerpunkt der Aufmerksamkeit auf dem Ich: „Ich denke, dass ...; ich glaube, dass ...“ Im Falle des Materialismus ist die ganze Aufmerksamkeit auf die äußere Welt gerichtet: auf Tatsachen, Dinge und Ereignisse in der äußeren Welt, die aber ebenfalls von dem Ich wahrgenommen werden.

Im dritten Satz des Zitats drückt Meister Dogen die wirklichkeitsbezogene buddhistische Sicht gegenüber dem Leben aus. Er sagt, dass buddhistisches Handeln die Dualität und den Relativismus übersteigt. Buddhisten sind nicht so sehr daran interessiert, die Dinge mit dem Verstand zu vergleichen und zu beurteilen, sie sind auch nicht so sehr mit dem relativen Wert von Dingen und Ideen befasst. Im Handeln, also indem man im gegenwärtigen Augenblick etwas tut, überschreiten sie das Denken von Überfluss, Knappheit und Bewertung. Befreit von derartigen Unterscheidungen und Bewertungen können sie die wirkliche Welt im gegenwärtigen Augenblick finden und erfahren, so wie sie ist. Dies ist die buddhistische Lehre des Lebens, eine Philosophie der Wirklichkeit.

Eine solche Philosophie der Wirklichkeit ist jedoch nicht die Wirklichkeit selbst, sondern sie gehört immer noch in den Bereich des Denkens. Dies ist der Inhalt des vierten Satzes. Wenn man darüber redet, den Überfluss und die Knappheit zu überschreiten, ist das nicht dasselbe, als wenn man diese gedachten Vorstellungen und Begriffe durch das Handeln selbst wirklich hinter sich lässt, so dass sie dann von selbst verschwinden. Wenn man mit Worten die Existenz aller Dinge beschreibt, ist das etwas ganz anderes, als wenn man die Welt wirklich annimmt, die ganz aus dem gegenwärtigen Augenblick im Hier und Jetzt kommt. Die Wirklichkeit ist jenseits von Theorie und Denken, jenseits von Diskussionen. Sie ist etwas, das nicht erschöpfend gedacht und mit Worten ausgedrückt oder beschrieben werden kann. Daher spricht Meister Dogen im letzten Teil des Absatzes über das Gefühl der Menschen gegenüber dem Unfassbaren – dies ist etwas, das wir Wirklichkeit nennen. Er sagt: „Selbst wenn dies alles so ist ...“ Wir können diese Welt also nicht wirklich mit dem Verstand begreifen. Sie hat eine heilige Qualität, eine Qualität, die sich jedem Versuch, sie vollständig zu erfassen, zu verstehen und zu ändern, widersetzt. Sie ist nur da, wie fallende Blütenblätter oder das angeblich unnütze Unkraut. Sie existiert, wie sie ist – ob wir es mögen oder nicht und auch ob wir es lieben oder hassen.

Fragen und Antworten

Kritisiert der Buddhismus nur die idealistische und materialistische Sichtweise oder benutzt er diese auch? Mir scheint, dass in der buddhistischen Lehre vieles zur Erklärung des Unterschiedes zwischen normalen Menschen und Buddhas gesagt und geschrieben würde.

Ja, das ist richtig. In der buddhistische Lehre erörtern wir oft Probleme der Bedeutung und des Wertes von Buddhas und gewöhnlichen Menschen. Wir treffen Unterscheidungen auf der Grundlage abstrakter Ideen usw. Solche Diskussionen gehören in den Bereich der buddhistischen Lehre und in diesem Bereich können wir zwischen Illusion und Erleuchtung, Buddhas und normalen Menschen oder Leben und Tod unterscheiden. Die Lehre geht dann aber weiter zur nächsten Phase oder zum Bereich der objektiven Untersuchungen über die Vielfalt der beobachtbaren Welt. Dies ist die zweite Lebensphilosophie Wenn wir die Welt objektiv, also auf der Grundlage der Wahrnehmung untersuchen, können wir nichts als Form, Materie und Energie finden. In der Welt der Materie und Energie ist es schwierig, irgendeine rationale Grundlage für den Glauben an jene abstrakten Ideen, Theorien und Ideale der Lehre zu finden, die wir so oft als selbstverständlich hinnehmen. Es ist für uns sehr schmerzhaft, unsere lang gehegten Glaubensvorstellungen mit der harten Wirklichkeit des materialistischen, rationalen Denkens zu vergleichen und ihr gegenüberzustellen. Aber ohne einen solchen objektiven Standpunkt ist es schwierig, die ausufernden Bilder und Ideen des idealistischen Geistes einzugrenzen und zu überprüfen.

Daher benutzt der Buddhismus sowohl idealistische Ideen und Werte als auch die materialistische Objektivität, um das Universum zu erklären. Er benutzt diese beiden Standpunkte als Sprungbrett zu der eigenen, einzigartigen und umfassenden Sicht der Welt.

Bedeutet die Zeile über die fallenden Blätter und das wachsende Unkraut, dass die Wirklichkeit die menschlichen Gefühle einschließt und sie ganz wichtig findet oder dass unsere menschlichen Gefühle irgendwie unwichtig sind in Bezug auf das, was wirklich existiert?

Ich glaube, das zweite Verständnis ist richtiger, dass nämlich die Gefühle nicht überschätzt werden dürfen. In diesem Satz spricht Meister Dogen darüber, die Welt so zu sehen, wie sie ist. Er spricht darüber, wie wir das oft hart erscheinende einfache Gesicht der vorhandenen Wirklichkeit erkennen können. Blüten fallen und das Unkraut wächst. Wir müssen dabei weder übergroße Freude noch drückende Sorgen empfinden. Dies ist genau die Art, wie die Dinge sind. Dies ist Wahrheit und Wirklichkeit.

Die Worte von Meister Dogen erscheinen ziemlich kalt und unpersönlich. Es ist für mich schwierig, die Verbindung zwischen diesen kühlen verstandesmäßigen Erklärungen und der Praxis meines Lebens zu sehen.

Ja, die Erklärung von Meister Dogen ist hier eher philosophisch und sehr präzis und analytisch. Aber ich glaube, wir benötigen solche präzisen Erklärungen. Wir benötigen diese Erklärungen, weil es ohne sie sehr schwierig ist, die wahre Bedeutung des Buddhismus und die wahre buddhistische Einstellung zum Leben zu erkennen. Wenn man die Worte von Meister Dogen studiert, kann man seine Sichtweise und seine Art des Denkens Schritt für Schritt nachvollziehen. Im Laufe der Zeit können wir dabei unsere eigene buddhistische Haltung entwickeln und dann werden diese etwas trockenen und theoretischen Aussagen eine direkte und sehr persönliche lebendige Bedeutung und Kraft in unserem Leben bekommen.

Das mag richtig sein – für die Zukunft, aber für jetzt finde ich Ihre praktischen Erklärungen viel hilfreicher und befriedigender. Können Sie bitte noch einmal erklären, wie sich die vier philosophischen Sichtweisen in unserem Leben entwickeln.

Wenn wir jung sind, ist es ganz natürlich zu träumen. Wir haben viele Ideen, Ideale und Ziele. Wir möchten diese Ziele gern erreichen, und die Träume verwirklichen und haben entsprechenden Ehrgeiz und Antrieb. Viele Träume und idealistischen Gedanken über das Leben zu haben ist wunderbar romantisch und schön. Aber wenn solche Ideen und Träume unsere Aufmerksamkeit und Kraft zu sehr in Anspruch nehmen, wird es schwierig, die wirkliche Welt zu sehen, in der wir leben. Wir können die Grenze dann nicht mehr klar erkennen, die die wirkliche Welt von den Ideen und Träumen trennt und daher laufen wir immer wieder gegen Wände und haben große Probleme im Alltag. Wir stoßen uns den Kopf und holen uns bei unseren Anstrengungen immer wieder eine blutige Nase, wenn wir die utopischen Ziele erreichen wollen, die nur in unserem Geist bestehen. Dadurch entsteht viel Leiden. Daher empfiehlt uns der Buddhismus, die illusionäre Natur von Träumen, Ideen und Gedanken klar zu erkennen und zu überwinden. Er rät uns, eine vorsichtige Einstellung zum idealistischen Denken einzunehmen. Dies bedeutet, dass wir zu bestimmten Zeiten unsere Träume vergessen müssen. Zu bestimmten Zeiten müssen wir unsere romantischen Ideen vom Leben klar zurückweisen und uns der Wirklichkeit stellen, nur so können wir lernen und uns weiter entwickeln.

Wenn wir aber die idealistischen Haltungen dem Leben gegenüber vollständig ablehnen, fallen wir in eine materialistische Hölle. Wir verlieren dann unsere Ideale. Wir verachten ehrliche Anstrengungen, für ein Ideal zu arbeiten und verurteilen dies als Zeitverschwendung. Wir verlieren uns in körperlichen und sinnlichen Genüssen aller Art. Wir verlieren die Träume und Ziele, die das Leben lebendig, sinnvoll und großartig machen. Dies ist selbstverständlich keine glückliche Alternative zu einem idealistischen Leben und wir sollten nicht wie Tiere ohne Ideale vegetieren. Wir sollten danach streben, unsere Würde als menschliche Wesen zu behalten. Aber gleichzeitig sollten wir keine romantischen Träumer sein, die niemals die einfachen Tatsachen des Lebens sehen können und sehen wollen. Daher sollten wir in der zweiten Phase jene Fakten des realen Lebens studieren und ernst nehmen. Wir sollten die äußere Welt objektiv sehen und sie sozusagen auf wissenschaftliche Art studieren. Dies ist eine wichtige Aufgabe und ist eine wichtige Phase für unser Verständnis der Welt. Durch die rationale Analyse des Lebens können wir zu einem realistischeren Engagement in der wirklichen Welt kommen.

Ein solches Engagement ist der Schwerpunkt der dritten Phase oder Lebensphilosophie. Hierbei sollten wir die Welt des Handelns entdecken und entwickeln. Wir sollten untersuchen, was Handeln ist und zwar durch das Handeln selbst. In die Welt des Handelns vorzustoßen ist eine neue und manchmal schwierige Erfahrung für einen Menschen, der sein Leben lang im Bereich der Gedanken und der Empfindungen gelebt hat. In der Welt des Handelns verlieren wir die lieb gewordenen und vertrauten Ideen und Vorstellungen, auf denen unser früheres Leben beruhte. Das Leben mag dann eher hart und scheinbar unsicher erscheinen, aber es verwirklicht sich im Augenblick, ist lebendig und manchmal gefährlich: Es ist wirklich. In einer solchen Welt müssen unsere Handlungen selbstverständlich wahrhaftig und ehrlich sein, aber leider werden sie nicht immer richtig, sondern auch oft falsch sein. Wir machen einfach Fehler. Wir „bauen immer wieder Mist“, aber wir können nicht aufgeben, wir können uns nicht zurückziehen, wir müssen immer wieder unser ernsthaftes und schwieriges, manchmal blutiges und gefährliches und oft wunderbares Leben des Handelns fortsetzen. Dies geschieht auf der Grundlage von klarer Intuition und durch eventuell schmerzhaft erworbenes Wissen nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum.

Schließlich müssen wir die Notwendigkeit einer geordneten Lebensführung erkennen und müssen entsprechende Maßstäbe gewinnen. Wir möchten zwar unser vibrierendes Leben in der Welt des Handelns fortsetzen, aber wir haben genug davon, immer wieder an irgendetwas zu scheitern. Wir möchten einige unserer bisherigen Fehler vermeiden und mehr Freude, Frieden und Ruhe erfahren. Wir möchten einen vernünftigen geraden Weg gehen und ihn eine Weile beibehalten, ohne immer wieder erneut alles prüfen zu müssen und ohne die Furcht zu haben, dass wir falsch gehen. Aber wo können wir eine solche Führung finden? Wo gibt es einen brauchbaren Maßstab für ein befriedigendes Leben? Seit tausenden von Jahren haben die Menschen eine derartige letzte Führung in den Grenzbereichen des Lebens für sich selbst gesucht. Sie haben den tiefsten Grund und die höchste Wahrheit für ihr Leben gesucht. Wir haben dabei sehr viele, weit entfernte Orte und Ideen besucht, um das wahre Ziel unseres Lebens zu finden. Gautama Buddha rät uns, den Schwerpunkt unserer Suche zu verändern. Er rät uns, das höchste Ziel des Lebens nicht fern am Horizont des Universums zu suchen, sondern hier im Zentrum unserer selbst. Er empfiehlt uns, Zazen zu praktizieren und dies ist die vierte Phase. Wenn wir Zazen praktizieren, können wir diesen Führer in uns selbst finden. Wir können auf diese Weise mit Sicherheit einen verlässlichen Maßstab für unser Leben finden. Wir können unsere Ziele klar erkennen und wir können uns selbst finden. Und wenn wir uns selbst in Zazen finden, werden wir entdecken, dass das Ziel und das Selbst ein und dasselbe sind. Dann werden wir ein gutes, kraftvolles und erfülltes Leben führen.