Montag, 9. August 2021

Deine mystische Kraft des Lebens und Universums (Jinzu)

Auch im Buddhismus gibt es fantastische Geschichten von übernatürlichen Kräften; das sich zum Beispiel Heilige in die Lüfte erheben oder von einem Ort zum anderen fliegen. Sie machen sich plötzlich unsichtbar oder besiegen scheinbar übermächtige Feinde durch magische Kräfte. In diesem Sinne wird das japanische Wort Jin des Titels häufig mit „übernatürlich“ übersetzt. Man meint damit, dass die Gesetze der Natur außer Kraft sind. Dass diese übernatürlich Kräfte Täuschungen und Fake-News sind, kann auch von falschen Heiligen verursacht werden. Das kann sicher nicht verwundern. Häufig werden derartige suggestive Kräfte eingesetzt, um eine bestimmte Gruppe in ihren Bann schlagen und Vorteile daraus zu erwirtschaften. In neuer Zeit grassieren derartige Fake-News und Schein-Realitäten immer häufiger im Internet und erzeugen bei den Abhängigen gefährliche Realitätsverluste.

Was sagt Meister Dōgen in seiner Zeit dazu? Er erklärt in diesem Kapitel, dass die Natur, Wirklichkeit und Wahrheit des Lebens und der Welt eigentlich selbst das Wunderbarste ist. Dies sei durch die buddhistische Lehre und Übungspraxis richtig und besonders klar erkannt, erfahren und erlebt worden. Die Wirklichkeit und Wahrheit des Lebens und der Welt sind in der Tat mystisch und nicht mit dem intellektuellen Verstand erfassbar. Da das japanische Wort zu im Titel die „Kraft“ oder „Fähigkeit“ bedeutet, möchten wir die folgende Übersetzung wählen: „Die mystische Kraft in dieser Welt“ – denkbar wäre auch, „die wunderbare Kraft der Buddhas“ –, um den Inhalt und die Bedeutung dieses Kapitels in der Überschrift wiederzugeben. Es handelt sich nach Dōgen gerade nicht um „übernatürliche“ Wunder sondern um die „natürliche mystische Kraft“.

Er zitiert einen alten buddhistischen Meister, der auf die Frage, was die mystische Kraft der Buddhas seien, wie folgt antwortet: „Wasser holen und Brennholz tragen.

Dies ist eine verblüffende Antwort, da beide Tätigkeiten nach dem gesunden Menschenverstand eher einfach, um nicht zu sagen, banal sind. Sie mögen den meisten Menschen sogar lästig und unangenehm sein. Dies Tätigkeiten verbinden wir im normalen Sprachgebrauch sicher nicht mit mystischen Kräften. Im Zen-Buddhismus werden aber die Wirklichkeit und Wahrheit des Handelns besonderes bei scheinbar einfachen Tätigkeiten außerordentlich hoch geschätzt. Sie sind Teil eines erleuchteten Lebens, oder eben auch nicht. Beim wahren Handeln im Alltag offenbaren sich wahre buddhistische Kräfte und authentischer buddhistischer Geist. Es kommt also nicht so sehr darauf an, was man tut, sondern wie man es tut. Das Handeln ist die zentrale Grundlage der Wirklichkeit und nicht ein angestrebtes oder erwünschtes Ergebnis und auch nicht die große Erleuchtung!

Was ist alles mit der Tätigkeit des Wasserschöpfens verbunden? Dabei wird uns wirklich klar, wie wunderbar das Wasser selbst ist, welche Freude damit verbunden ist, es aus einem klaren Bergbach zu schöpfen und mit klarem Bergwasser den Durst zu löschen. Ist das nicht mystisch? Und ohne Wasser können wir nicht mehr als drei Tage überleben. Ich selbst bin als junger Mensch einige Wochen in der Sahara gewesen. Seit dem habe ich eine ganz neue Wertschätzung des Wassers. Es muss nicht immer Wein oder Bier sein.

Die von Dôgen zitierte Wirklichkeit und Mystik des Brennholzes eröffnet zudem bei genauer Überlegung neue tiefgründige Bereiche. Die buddhistischen Klöster im alten China lagen meist hoch in den Bergen, und dort herrschte im Winter bittere Kälte. Wer einmal richtig gefroren hat, weiß die wohlige Wärme des Feuers und damit den Wert des Brennholzes an kalten, frostigen Wintertagen im Gebirge umso mehr zu schätzen.

Diese scheinbar einfachen und alltäglichen Handlungen, also Wasser schöpfen und Brennholz holen, gewinnen aus buddhistischer Sicht eine ganz neue Tiefe undpraktische Bedeutung. Sie eröffnen neue, lebendige Verbindungen zu vielen anderen wichtigen Lebensbereichen. Sie stehen für zwischenmenschliche Wechselwirkungen, gemeinsames Handeln und gemeinsame Gefühle. Sie überschreiten damit den banalen Materialismus, der sich auf das eindimensionale Verständnis der Welt und des Lebens verengt hat. Sie übersteigen auch intellektuelle Überhöhungen und überflüssige Komplexitäten. Wenn man diese Bereiche tiefer erforscht und erfährt, erkennt man nach Dōgen die wirklichen mystischen Kräfte. Sie zeigen und entfalten sich in aller Klarheit durch die buddhistische Lehre und Praxis im. Solche geschulten Kräfte können unser Leben in ungeahnter Weise, fast wie von selbst, und auf ganz natürliche Weise umgestalten und bereichern.

Die buddhistischen Kräfte sind zwar mystisch, aber nicht übernatürlich, denn die Natur und unser Leben entsprechen ja dem natürlichen Gesetz des Universums, also des Dharma. Durch die buddhistische Praxis und Lehre werden diese natürlichen mystische Kräfte umfassend wirksam und bestimmen unser Leben. Sie werden dann nicht durch die drei Gifte Gier, Hass und dogmatisch Verblendung unwirksam.

Dōgen sagt an anderer Stelle einen geheimnisvolle Satz:

„Wenn der Geist in Täuschung ist, dreht sich die Blume des Dharma (allein für sich).

Wenn der Geist in der Verwirklichung ist, drehen wir selbst die Blume des Dharma.“

Was will Dogen damit sagen? Er meint sagtz damit, dass wir die Schönheit und wunderbare Kraft dieser Welt und der Natur vielleicht gar nicht bewussdt wahrnehmen und erleben, sodass sich die Dharma-Blume unabhängig von uns für sich selbst bewegt und dreht. Dann gibt sie uns keine Kraft, weil sie von uns getrennt ist. Oder mit Buddhas Worten zu sagen: Es gibt keine gemeinsames Entstehen in Wechselwirkung. Und diese Wechselwirkung ist mit dem eindimensionalen Intellekt nicht vollständig zu begreifen. Denn die Wechselwirkung kann man nicht in eine einfache mathematische Formeln stecken. Es handelt sich um höherwertige natürliche Prozesse, die man bestenfalls in aussagekräftigen Simulations-Modellen abbilden kann, indem man eine stark vereinfachte Wirklichkeit technisch erzeugt. Wir benötigen aber eine umfassender intuitive Intelligenz, um das Wunder der wechselwirkenden Natur zu erfassen und an ihr teilzunehmen

Wenn wir also umgekehrt durch die Lehre und Übungspraxis Buddhas auf dem Weg der Wirklichkeit die wunderbaren natürlichen Kräfte in uns entwickeln und befreien, sind wir selbst in der Lage, die Blume des Dharmas zu bewegen und zu drehen. Wir bilden dann eine wechselwirkende Einheit mit den hoch komplexen Gesetzen und dem Universum. Dazu bedarf es einer menschlichen Bescheidenheit gegenüber den Wundern der Natur. Mit Arroganz und Überheblichkeit bleiben wir draußen und veröden entsprechend. Wer den Ich-Stolz nicht überwunden hat, führt ein armseliges Leben und verblödet zudem in seinem neuronalen Netz, also dem Gehirn. Ich-Stolz macht also dumm und ist wirklich kein Heldentum.

Gemäß der üblichen buddhistischen Vorstellung gibt es sechs mystische Kräfte, die auch als „übernatürlich“ bezeichnet werden. Ich möchte jedoch den Ausdruck der Übernatürlichkeit vermeiden, da er zu dem Fehlschluss verführen kann, dass die Gesetze des Universums außer Kraft gesetzt würden. Ein solcher Wunderglaube ist zwar manchmal im Buddhismus durchaus anzutreffen, Dōgen schätzt dies aber wenig. Die sechs mystischen, wunderbaren Kräfte sind gemäß der Überlieferung die folgenden:

(1) Mystische Verwandlung;

(2) Den Geist anderer kennen;

(3) Übernatürliches Visionen;

(4) Übernatürliches Hören;

(5) Erinnerung an frühere Leben und

(6) Die Kraft, Übertreibungen wie die eigenen Gier und eigenen Befleckungen zu beseitigen.

Wie interpretiert nun Dôgen diese mystischen Kräfte im Gegensatz zum wundergläubigen Volksbuddhismus? Antwort: Er bezeichnet Teetrinken und Essen im Haus der Buddhas als mystische wunderbare Kräfte. Sie sind bei gründlicher Analyse mystisch und können mit unserem Geist nicht erfasst werden. Aber man kann sie deshalb nicht als „übernatürlich“ bezeichnen. Es handelt sich nach heutiger Wissenschaft um vernetzte interaktive Wirkungen, die nach der Mystik der Natur hoch vernetzt ablaufen. Sie sind sie mit dem analysierenden, unterscheidenden Verstand nicht näherungsweise erfassbar. Das gilt besonders, wenn sie durch die Gifte Gier, Hass und Verblendung verdeckt und verzerrt sind. Dann wird die Wirklichkeit geradezu pervertiert. Ob die Tragik dem Handelnden bewusst ist oder nicht, spielt keine große Rolle. Die wunderbaren Kräfte, die durch die buddhistische Praxis und Lehre beim Menschen freigelegt und entwickelt werden, wie sie sind. Sie sind die Natur des Universums selbst, aber sie müssen befreit und entwickelt werden, damit sie sich entfalten und kräftigen können.

Dōgen zitiert Buddha: „Die mystischen Kräfte der Buddhas kann man nicht erfassen.“ Er beschreibt damit die alltäglichen Handlungen und die Praxis des Zazen.

Dōgen gibt im Folgenden die Geschichte eines alten Meisters wieder, der schlief, als einer seiner Schüler eintrat. Der Meister erzählte dem Schüler dann einen Traum, den er gerade geträumt hatte. Er bat diesen zu deuten, was der Schüler auch tat. Anschließend ging der Schüler wortlos aus dem Raum und holte eine Schüssel mit Wasser sowie ein Handtuch, damit sich der Meister das Gesicht waschen konnte. Dann kam ein zweiter Schüler in den Raum des Meisters, der später selbst ein bekannter Meister wurde.

Sein damaliger Meister sagte zu ihm:„ Der Schüler und Ich haben gerade eine mystische Kraft praktiziert, die noch eine Stufe über (den Kräften der frühen Überlieferung) steht.“

Dieser zweite Schüler fügte hinzu, dass er von nebenan alles mit angehört und verstanden habe. Er ging ebenfalls aus dem Raum, um für den Meister eine Schale Tee zu bereiten und sie ihm anzubieten. Dieser freute sich sehr über das harmonische und richtige Handeln seiner Schüler. Diese handelten nämlich selbständig und ohne dass er sie explizit darum gebeten hatte. Sie taten das Richtige, weil sie in der gegebenen lebendigen Situation intuitiv erfassten, was für den Meister gut und was zu tun war. Der Meister lobte dies:

„Die mystischen Kräfte und die Weisheit von euch, meine beiden Schüler, sind viel höher als die der großen (damaligen) Schüler von Gautama Buddha.“

Es ist bezeichnend, dass der Inhalt des Traumes in der obigen Geschichte überhaupt keine Bedeutung hat . Vielmehr äußert sich der Meister über die mystische Kraft des tiefen Verständnisses und der wechselwirkenden Handlungen der Menschen, hier also zwischen Meister und Schüler. Diese bewirken, dass die übliche Trennung zwischen ihnen aufgehoben wurde. Sie handeln und verstehen intuitiv, was für den anderen richtig und heilsam ist. Denn eigentlich sind es wirklich sehr einfache Handlungen.

Wir sollten die Geschichte also nicht als simpel und banal abtun, sondern im Gegenteil nach Dôgen die dort wirksamen Kräfte, erfassen und verinnerlichen. Sie können mit dem einfachen dualistisch unterscheidenden Verstand nicht erklärt werden. Das Handeln aus einem gemeinsamen wechselwirkenden Geist ist die mystische Kraft, um die es Dôgen hier geht. Dazu bedarf es in diesem Fall keiner Worte.

Die Frage nach exotischen Wundern und übernatürliche Kräfte sind für ihn und auch für Nishijima Roshi von untergeordneter Bedeutung. Wir sollten sie eventuell nur als Gleichnisse verstehen. Ob man sich unsichtbar machen oder durch den Himmel zu fliegen vermag, ob man durch Magie die Gedanken anderer lesen oder sogar steuern kann usw., wird im Zen-Buddhismus wenig geschätzt. Die wirklichen Wunder ereignen sich im täglichen Leben, im Zusammenleben und gemeinsamen Handeln der Menschen, aus einem Geist und einem Sinn heraus. Dies ist in der Tat mystisch. Dass die Natur in Wechselwirkung mit Geist begabten Menschen funktioniert, wie sie funktioniert ist ein reales Wunder.

Blutleere Theoretiker und die Lehrer und Kommentatoren der Sūtras vertrauen nach Dōgen solchen mystischen Kräften nicht. Denn sie sind mit Worten, Konzepten, Interpretationen und dualistischen Unterscheidungen sehr beschäftigt. Sie kennen nur die kleinen Kräfte der in den Schriften wiedergegebenen Magien, aber nicht die wirklich wunderbaren mystischen Kräfte des Universums und des wirklichen Lebens. Bei solchen Theoretikern un Wort-Künstlern besteht zudem die große Gefahr, dass die Worte sich verselbständigen. Meister Nagarjuna kritisiert diese magisch überhöhten Begriffe und Dogmen also Pseudo-Substanze, die sogar überflüssig sind. Dōgen führt hier Kräfte auf, die zum Beispiel in der Lage seien, dass ein Haar den weiten Ozean verschlingt, oder das ein Sesamkorn den Weltenberg Sumeru in sich enthält. Dagegen grassieren fantastische übernatürliche Geschichte, dass etwa Wasser aus dem Oberkörper eines Menschen heraus strömt oder dass Feuer aus seinem Unterleib heraus lodert.. Ich halte das nur für magische psychische Energien, die künstliche Schein-Welten erzeugen. Nach Vasubandhu sind das Fabrikationen des Geistes, die aus dem Nichts entstehen und sich genau so schnell wieder verflüchtigen. Es handelt sich bei solchen Akteuren um Magier und nicht um erleuchtete Meister.

Die wirklichen mystischen Kräfte der lebenden wirken vernetzt und interaktiv je im Augenblick. Man kann sie nicht dem „Ich“ eines Menschen oder einem getrennt gedachten anderen zuordnen. Sie offenbaren sich weder im Materiellen noch im Immateriellen allein und sind besonders durch Informationen geprägt. Durch diese Kräfte werden die Praxis, die Erfahrung und die Lehre aller Buddhas verwirklicht. Dies gilt vor allem im täglichen Leben, also bei sogenannten einfachen Tätigkeiten wie Wasser schöpfen, Brennholz holen und Tee bereiten. Ohne diese rein intellektuell nicht fassbaren mystischen Kräfte des Buddha-Dharma gäbe es nach Dôgen kein Erwachen. Das heißt keine erste und keine große Erleuchtung, keine Schulung, keine Wahrheit und kein Nirvana. Durch diese Kräfte erscheint es uns, als ob ein Haar den weiten Ozean verschlingen kann. Es geht vor Allem darum, ihn vor zu bewahren und zu beschützen, denn der Ozean ist die „grenzenlose Schatzkammer“ des Dharma und damit der Wirklichkeit. Das ist heute natürlich für de Schutz der Ökologie von zentraler Bedeutung.

Diese wunderbare Wirklichkeit wird von einem Laienschüler, der im sozialen Leben einen normalen Beruf und eine Familie hatte, wie folgt ausgedrückt:

„Die mystische Kraft und das wunderbares Wirken,

Wasser tragen und Brennholz schleppen“

Wenn wir uns noch einmal vergegenwärtigen, was es bedeutet, im alten China und Japan Wasser zu holen. Man ging zum Brunnen oder zum Fluss, um dort das Wasser zu schöpfen und kam dann mit dem Eimer zurück zu den anderen, um zum Beispiel in der Küche das Essen zu bereiten oder Tee aufzugießen. Dies können wir überhaupt nicht nur als selbstverständlich beschreiben sondern sollten es als mystische Realität erleben. Dies gilt besonders für wasserarme Gegenden, in den das Wasser knapp und sehr kostbar ist. Oft bedarf es großer Anstrengungen, überhaupt sauberes Wasser zu beschaffen. Diese Tatsachen sind mir persönlich sehr bewusst geworden, als ich mit meinem Freund Dieter die Sahara durchquerte habe.

Bei solcher Erkenntnis und Erfahrung können nach Dôgen in der Tat der Himmel und das Universum aufgehen und sich wunderbar verwirklichen. Ob man all dies mit dem dualen unterscheidenden Verstand überhaupt erkennt, begreift und einschätzt, ist dabei nicht so wichtig.

„Wer diese mystische Kraft und das wunderbare Wirken, der Buddha Tathâgatas sieht und hört, wird zweifellos die Wahrheit erlangen.“

Dōgen zitiert eine weitere buddhistische Geschichte, in der ein Meister seinen Schüler fragte:

„Was ist die mystische Kraft und das wunderbare Wirken von dir, dem Schüler?“

Dieser konnte oder wollte auch nach Wiederholung der Frage nicht antworten, weil seine Worte der Frage des Meisters nicht gerecht werden konnten. Stattdessen verneigte er sich ehrerbietig und ging seinen Aufgaben und Pflichten nach. Dies ist nämlich die eigentliche Bedeutung der mystischen Kraft.

Es gibt Dōgen zufolge Eremiten mit vermeintlich oder tatsächlich übernatürlichen Kräften, die den mystischen Kräften des Buddha scheinbar gleichkommen. Aber auch Dämonen und Götter haben übernatürliche Kräfte, wie es in den buddhistischen Geschichten erzählt wird. Sie sind aber keine Buddhas mit Buddha-Kräften. Daher kann es nicht ausschlaggebend sein, ob man solche übernatürlichen Kräfte besitzt oder nicht. Gerade Eremiten haben häufig keine sozialen intuitiven Fähigkeiten, da sie zu sehr auf sich selbst konzentriert sind. Sie handeln ganz anders als Buddhas, weil sie die reale Wirklichkeit meist nur in der Unterscheidung von Subjekt und Objekt erkennen, also aus dem Dualismus und aus dem Glauben von Pseudo-Substanzen nicht heraus gekommen sind. Das Wort „übernatürliche Kraft“, das auch die Kraft eines Eremiten kennzeichnet, bedeutet also keinesfalls dasselbe wie die mystische Kraft eines Buddha.

Die sechs mystischen Kräfte der Buddhas können nach Dōgen weder von Göttern noch Dämonen wirklich erkannt und sch gar nicht kopiert werden. Diese besonderen Kräfte werden im Buddhismus unmittelbar, authentisch vom Lehrer auf den Schüler übertragen und lassen sich daher auch nicht aus den geschriebenen Sūtras vollständig erlernen.

Ein großer Zen-Meister sagte:

„Wenn der genaue Zustand in der Gegenwart von existierenden oder nicht existierenden Dharmas (Dinge und Phänomene) überhaupt nicht behindert wird, sollte dies die mystische Kraft genannt werden. Sie ist jenseits des Misstrauens von (dualem) Wissen und Verstehen“

Diese mystische Kraft bewirkt, dass unsere sechs Sinne klar werden und keine negativen Spuren durch falsches Handeln bei uns selbst oder anderen hinterlassen. Dies bedeutet, dass die Augen, die Ohren, die Nase und die Zunge nicht von Gier und Haben-Wollen, von Ablehnung, Hass und Ruhmsucht gesteuert werden, sondern rein sind. Dann sind die drei Gifte Gier, Hass, und Verblendung überwunden. Das ist die lebendige ungehinderte Natur in Wechselwirkung. Und dies ist der ausgeglichene Körper und Geist der Buddha-Realität, von dem (der große Meister Tôzan) sagte:

„Ich bin immer aufrichtig genau hier und jetzt.“

Die mystische Kraft ist also unauflösbar mit der Wahrheit des Buddha verbunden und kann sich auf diese Weise entfalten.